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Porträtfotografie: Der unerbittliche Schönheitsdetektor

Die schiere Masse an Porträtfotos im Netz verlangt nach automatisierter Bildkritik, sagen Yahoo-Forscher. Jetzt haben sie einem Computer fotografische Ästhetik beigebracht.
Gelungenes Selfie?

Endlich ein Algorithmus, der die zahllosen misslungenen Selfies von der Platte fegt. Denn die sind vielleicht mal durch einen Instagram-Filter gegangen, nicht aber durch die Qualitätskontrolle. Und wer kann dann noch den Überblick behalten? Forscher der Yahoo Labs um Miriam Redi haben die Antwort: Ihre Software kann entscheiden, ob eine Porträtfotografie gelungen ist oder nicht – und zwar genauso gut wie ein Mensch.

Zunächst ließen sie den Computer über 10 000 Porträtaufnahmen beschreiben – anhand von drei Dutzend Merkmalen: Wie gut ist ein Bild belichtet? Welche Farben dominieren? Wohin blickt der Mensch? Stimmt die Komposition? Sogar einen "Emotionswert" ließen sie den Computer ermitteln. Alle Kriterien fußen auf der statistischen Auswertung der Verteilung von Farben und Helligkeiten, die automatische Bilderkennung lieferte ihnen das Instrumentarium.

Dann machten sich Redi und Kollegen daran, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Ein Statistikprogramm rechnete heraus, welche Merkmale am stärksten mit dem "Schönheitswert" eines Bilds korrelierten. Diesen hatten menschliche Gutachter zuvor für alle 10 000 Fotos bestimmt.

Auch für den Computer sind die Augen entscheidend

Wie sich herausstellte, entscheiden manche Eigenschaften besonders stark darüber, ob wir ein Porträt als gelungen wahrnehmen, andere sprechen eher für niedrige Qualität. Das stärkste Gewicht, so fanden die Forscher, messen wir der Bildschärfe im Bereich der Augen bei, dann der Bildschärfe im Mundbereich. Aber auch Kontrastverhältnisse zwischen Vorder- und Hintergrund erhöhen den ästhetischen Wert einer Aufnahme besonders stark, ebenso wie die Originalität eines Bilds, ein inhaltliches Merkmal, das sich aus der Unterschiedlichkeit zu anderen Fotos speist. Die demografischen Merkmale der dargestellten Person hatten hingegen keinen nennenswerten Einfluss – offenbar kann man im Grunde jeden gut fotografieren.

Für ambitionierte Fotografen dürften die vom Team um Redi als ausschlaggebend ermittelten Merkmale nicht für größere Überraschung sorgen. Einer der meistgehörten Tipps für angehende Porträtfotografen ist es beispielsweise, immer und unter allen Umständen auf die Augen scharfzustellen.

Je nachdem wie lange der Computer für eine Qualitätsbegutachtung benötigt, ist es für die Zukunft vielleicht sogar denkbar, den Algorithmus direkt in die Kamera einzubauen. Bei jeder Aufnahme kontrolliert der Computer dann die Qualität des im Entstehen begriffenen Porträts und warnt im Notfall den Fotografen durch laute Huptöne vor einer misslungenen Aufnahme.

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