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Virusevolution: Der Ursprung des Lassafiebers

Lassafieber ist nicht tödlich wie Ebola und auch nicht ganz so ansteckend. Offenbar verpasste das Virus einen unheilvollen Entwicklungsschritt, seit es vor 1000 Jahren entstand.
Ebola-Viren

Ob Ebola oder HIV: Wann, wie und warum Viren im Lauf der Evolution zur Gefahr werden, ist oft nicht einfach herauszufinden. Nun gelang es Forschern durch Sequenzanalysen, Ursprung und Entwicklungsgeschichte des Lassavirus aufzuklären. Der Fiebererreger, ein Ebolaverwandter, infiziert jährlich einige hundertausend Menschen und sorgt meist für grippeähnliche Symptome. Rund 20 Prozent der Betroffenen erkranken jedoch sehr schwer, und es kommt im fortgeschrittenen Stadium zu inneren Blutungen; rund 5000 Patienten sterben jährlich. Damit ist der Erreger weniger gefährlich als Ebola, er kann aber auch von Mensch zu Mensch springen und kursiert in Afrika im natürlichen Reservoirwirt Natal-Vielzitzenmaus.

Analysen des Erbguts von Lassaviren aus Nagern und Patienten zeigen nun, dass der älteste gemeinsame Vorfahre aller heutigen Erreger wohl vor rund 1000 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Nigeria entstanden ist. Tatsächlich stammt aus Nigeria auch der erste bekannte Lassapatient: Er infizierte sich dort 1969. Wahrscheinlich vor 400 Jahren begann das zur gefährlichen Form mutierte Virus sich aber auch schon weiter über Westafrika zu verteilen, etwa ins heutige Ebolaepidemiekerngebiet um Guinea, Liberia und Sierra Leone. Dabei passte sich der Erreger immer besser an seinen Säugetierwirt an.

Die Genanalysen verschiedener Stämme zeigen auch, dass sich heute neue Lassafälle sehr oft nicht durch eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ereignen. Stattdessen infizieren sich Patienten häufiger an Virusstämmen aus Spitzmäusen. Diese scheiden Viren in Kot und Urin aus, was bei mangelhafter Hygiene für Menschen gefährlich wird. Immerhin zeigt das Ergebnis, warum sich Lassafieber nicht epidemieartig wie Ebola ausbreitet – die Ansteckungsgefahr durch infizierte Menschen scheint gering.

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