Sonnensystem: Der verstoßene Planet
Wissenschaftler haben in Computersimulationen berechnet, dass es womöglich einen fünften Großplaneten in unserem Sonnensystem gab. Vor Milliarden Jahren wurde er dann durch Schwerkraftwechselwirkungen mit den anderen Gasplaneten hinausgeschleudert.

© Southwest Research Institute (Ausschnitt)

© NASA, JPL / Caltech, Tim Pyle (Ausschnitt)
Unsere acht Planeten | Die Planeten des Sonnensystems im Größenvergleich; auch Pluto ist noch mit dabei. Die jeweilige Entfernung zur Sonne ist allerdings nicht maßstabsgetreu.
Unsere Erde ist für die Entwicklung von Leben ideal platziert und ausgestattet. Philosophisch betrachtet ein Kreisschluss, denn unter anderen Umständen gäbe es uns schlicht nicht. Für Astronomen jedoch eine Frage, die es zu beantworten gilt: Welcher glückliche Zufall war es, der die Erde an diese Stelle bugsierte? Eine mögliche Antwort fand David Nesvorny nun per Computersimulation des frühen Sonnensystems. Diejenigen Berechnungen, in denen die Ausgangsbedingungen fünf Großplaneten enthielten, führten dabei öfter zu der heutigen Konfiguration als solche mit nur vier Riesen.

© Southwest Research Institute (Ausschnitt)
Künstlerische Darstellung des möglichen fünften Großplaneten | So könnte der ehemalige fünfte Gasriese unseres Sonnensystems ausgesehen haben. Seine Masse soll in der Größenordnung derjenigen von Uranus und Neptun gelegen haben.

© Southwest Research Institute (Ausschnitt)
Simulierte Entstehung des heutigen Sonnensystems | Gezeigt sind die vormals fünf Großplaneten in ihrer Bahn um die Sonne vor und nach dem Ausstoß des fünften. Er wird im Verlauf der Simulation durch Schwerkraftwechselwirkungen mit Jupiter und Saturn zunächst auf eine stark elliptischen Bahn gebracht und schließlich aus unserem Sonnensystem herauskatapultiert. Auch der Kuipergürtel – hier in grün dargestellt – wurde in diesem Prozess stark ausgedünnt.
Grundsätzlich ist es gut denkbar, dass es einst einen zusätzlichen Himmelskörper im Sonnensystem gab. Schließlich kennt man einsame Planeten im interstellaren Raum schon länger. Diese "rogue planets", wie sie im Englischen heißen, müssen alle auf die eine oder andere Weise aus ihren jeweiligen Umlaufbahnen entkommen sein.
Laura Hennemann
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