Direkt zum Inhalt

Unfallmedizin: Deutlich höheres Sterberisiko bei Notfall-OPs in armen Ländern

Zwischen armen und reichen Staaten bestehen große Unterschiede in der Notfallversorgung, zeigt eine aktuelle Studie.
Ein rotes und weißes Krankenwagenfahrzeug mit eingeschaltetem Blaulicht fährt schnell eine Straße entlang. Auf der Seite des Fahrzeugs steht „AMBULANCE“. Die Umgebung ist verschwommen, was die Bewegung des Fahrzeugs betont.
Weltweit bestehen große Unterschiede in der Versorgung medizinischer Notfälle. In einkommensschwachen Ländern tragen Verletzte ein höheres Sterberisiko.

Die medizinische Versorgung in einkommensschwachen Ländern ist oft deutlich schlechter als in Ländern mit hohem Wohlstandsniveau. Das äußert sich unter anderem bei Notfall-Operationen, wie eine Forschungsgruppe um Michael Bath von der University of Cambridge berichtet. In Ländern mit niedrigem Wohlstandsindikator (Human Development Index, abgekürzt HDI) verlaufen Notfall-OPs bei Verletzungen im Unterleibsbereich demnach mehr als dreimal so oft tödlich im Vergleich zu Staaten mit hohem HDI. Hinzu komme, dass besonders schwer Verletzte in diesen Regionen oft nicht einmal rechtzeitig den Operationssaal erreichten, schreibt das Team.

Bath und sein Team haben Daten von rund 1800 Patientinnen und Patienten analysiert, die in 187 Krankenhäusern in 51 Ländern behandelt wurden – von Konfliktregionen wie den besetzten palästinensischen Gebieten, der Ukraine und dem Sudan bis hin zu gut ausgestatteten Traumazentren in Europa und den USA. Alle Patienten mussten sich Notoperationen zur Versorgung innerer Bauchverletzungen unterziehen, die durch Unfälle oder Gewalteinwirkung verursacht worden waren.

Die Überlebenschancen nach solchen Eingriffen waren weltweit sehr ungleich verteilt. In Ländern mit den niedrigsten Wohlstandsindikatoren trugen die Behandelten ein mehr als dreimal so hohes Risiko wie in den einkommensstärksten Ländern, binnen 30 Tagen nach der Operation zu sterben. Zudem waren Personen, die in den OP-Saal kamen, in Ländern mit niedrigem HDI tendenziell weniger schwer verletzt. Das deutet nach Ansicht der Forschungsgruppe darauf hin, dass besonders schwer Verletzte in diesen Ländern oft noch vor Erreichen einer Klinik sterben.

Weiterhin stellten die Fachleute deutliche Unterschiede in der Krankenhausversorgung fest. In Ländern mit hohem HDI beispielsweise bekamen mehr als drei Viertel der behandelten Notfallpatienten einen Zugang zu CT-Scans vor der Operation; in einkommensschwachen Ländern war es weniger als ein Viertel. CT-Scans sind ein wichtiges diagnostisches Instrument, um innere Verletzungen zu untersuchen und adäquat behandeln zu können.

Die Studie zeige erhebliche Ungleichheiten in der medizinischen Versorgung, so die Fachleute. Es seien große Anstrengungen nötig, um den gesamten Ablauf der Notfallbehandlung zu verbessern und so sicherzustellen, dass schwer verletzte Patienten die erforderliche Versorgung erhalten – egal wo sie leben.

  • Quellen
Bath, M. et al., The Lancet Global Health 10.1016/S2214–109X(25)00303–1, 2025

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.