Direkt zum Inhalt

News: Diabetes und Fettleibigkeit

Neu entdeckte Proteine führen oft zu neuen Behandlungsmethoden. Manchmal ist es auch umgekehrt: Ein bereits bekanntes Medikament hilft beim Aufspüren bislang unbekannter Proteine. So liefert ein kürzlich entdecktes Eiweiß die Erklärung, warum übergewichtige Menschen so oft unter Diabetes vom Typ II leiden. Das so genannte Resistin wird von den Fettzellen produziert und hindert die Zellen daran, auf Insulin zu reagieren.
Übergewichtige Menschen erkranken häufig an Diabetes vom Typ II – auch Altersdiabetes genannt. Bei dieser Krankheit ist der Körper nicht mehr in der Lage, auf das Hormon Insulin, das den Blutzuckerspiegel reguliert, zu reagieren. Die Zellen können keinen Zucker mehr aus dem Blut aufnehmen. Der Blutzuckerspiegel steigt gefährlich an. Es folgen oft Krankheiten wie Bluthochdruck, Schlaganfall und Herzinfarkt, aber auch Nervenschäden, Nierenversagen oder Blindheit.

Zu den wirksamsten Medikamenten für die Behandlung von Altersdiabetes gehören die Thiazolidinedione (TZD), welche die Insulinausschüttung der Patienten verbessern. TZD regt ein Gen an, welches bei der Entwicklung von Fettzellen eine Rolle spielt. Dies war den Wissenschaftlern rätselhaft, galten doch die Fettzellen als Ursache für Diabetes. Sie vermuteten daher, dass TZD ein Gen ausschaltet, welches die Ausschüttung von Insulin beeinträchtigt.

Bei ihrer Suche nach diesem Gen entdeckten die Forscher in den Fettzellen von Mäusen ein bisher unbekanntes Protein, das sie Resistin nannten. Die Fettzellen produzieren dieses Protein und geben es an das Blut ab, wobei übergewichtige Mäuse deutlich höhere Resistingehalte – und ebenso deutlich höhere Blutzuckerspiegel – als normalgewichtige Tiere haben. War das Resistin blockiert, dann wirkte bei den Tieren Insulin deutlich effektiver. Auch bei Menschen fanden die Wissenschaftler ein Gen, welches sehr viel Ähnlichkeit mit dem Gen des Mäuse-Resistins aufweist. Mitchell Lazar und seine Kollegen von der University of Pennsylvania sind der Meinung, dass hier der Schlüssel zum Verständnis des Zusammenhangs von Diabetes und Fettleibigkeit liegt (Nature vom 18. Januar 2001).

Unklar bleibt, warum Mäuse und Menschen ein Gen besitzen, welches eine Wiederstandsfähigkeit gegen Insulin bewirkt. Lazar vermutet, dass die Evolution jene Organismen bevorzugt hat, die in der Lage waren, Energie zu speichern und effektiv zu nutzen. In Hungerzeiten ist diese Eigenschaft sicherlich hilfreich. Ist der Tisch jedoch reich gedeckt, dann geht der Schuss nach hinten los.

Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.