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News: Diät in der Kinderstube von Fischen

Für Fischlarven läuft das Leben eigentlich nur auf eines hinaus: fressen oder gefressen werden. Die meisten entwickeln sich daher so schnell wie möglich zu ausgewachsenen Tieren. Eine Ausnahme bilden manche wandernden Fischarten, die mehrere Monate, möglicherweise sogar Jahre, als große, transparente Larven im Meer treiben. Jetzt haben Wissenschaftler herausgefunden, wie diese Larven wachsen und dabei genügend Energie speichern, um sich in Jungfische zu verwandeln.
Aale sowohl aus Nordamerika als auch Europa schwimmen in die Sargasso-See, eine Gegend im Atlantik östlich von Bermuda, um dort zu laichen. Die Leptocephali genannten Larven treiben von dort zum Kontinent ihrer Eltern zurück und wandern in Süßgewässer ein, wo sie sich zu Jungfischen entwickeln. Eine Studie klärt nun das Rätsel auf, wie die Larven wachsen (Journal of Experimental Biology vom 25. August 1999).

Um herauszufinden, wie Leptocephali Futter in Energie umwandeln, fingen die Meeresbiologen Renee Bishop und Joseph Torres von der University of South Florida in St. Petersburg die zierlichen Larven ein. Sie bestimmten den Sauerstoffbedarf der Tiere sowie weitere Kriterien des Energieverbrauchs. Obwohl größere Organismen gewöhnlich mehr Energie benötigen, um ihre zahlreichen Zellen zu unterstützen, fanden die Forscher heraus, daß Größe und Energieverbrauch bei älteren Leptocephali nicht zunahmen.

Die Wissenschaftler nehmen an, daß die Larven keine neuen Zellen produzieren, sondern schleimartige Kohlehydrate, genannt Glycosaminoglycane, außerhalb der Zellen ablagern. Der Schleim ist "eine Methode, um wirklich schnell und 'kostengünstig' zu wachsen", sagt Bishop. Bis zu einem halben Meter Länge können die Larven mit ihrer Schleimhülle erreichen. Ihr Futterbedarf steigt dabei nur geringfügig an, weil sie keine Energie für neue Körperzellen bereitstellen müssen. Nach Ansicht von Bishop dienen die Glycosaminoglycane auch als 'kostengünstiges' Skelett für die Larven.

Leptocephali "sind sehr seltsame Larven, und dies paßt ins Bild", sagt der Meeresbiologe Edward Pfeiler von der Arizona State University in Tempe. Seiner Ansicht nach könnten die neuen Erkenntnisse dazu führen, die andauernde Diskussion darüber beizulegen, wie die Tiere es schaffen, mit nur kärglicher Kost zu überleben.

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