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News: Diagnose mit Doppler-Effekt

Ein gesundes Baby - der Wunsch aller werdenden Eltern. Damit dieser Wunsch kein Traum bleibt, wird schon lange vor der Geburt eines Kindes eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt. Die regelmäßigen Ultraschall-Aufnahmen vom Ungeborenen sind nur ein Beispiel von vielen - und dazu noch ein sehr schonendes. Das ist allerdings nicht bei allen Kontrollen gewährleistet. Manche, wie zum Beispiel die Entnahme von Fruchtwasser oder gar die Blutabnahme beim Embryo, bergen durchaus ihre Risiken. Auch für Anämie-Untersuchungen waren eingreifende Maßnahmen bisher gängige Praxis. Doch das könnte bald anders werden, denn Wissenschaftler haben festgestellt, daß hier Doppler-Ultraschall-Untersuchungen weiterhelfen.
Anämie ist eine Blutkrankheit, von der auch ungeborene Babys betroffen sein können. Bei ein bis zwei Promille der Schwangerschaften besteht die Gefahr, daß der Embryo an Anämie erkrankt. Bei dieser Krankheit werden zu wenig rote Blutkörperchen gebildet, der Körper leidet folglich an Sauerstoff-Mangel, und eine Blut-Transfusion wird erforderlich. Mediziner verwenden zur Diagnose derzeit noch invasive Untersuchungsmethoden, wie Fruchtwasser- oder embryonale Blut-Entnahme. Allerdings sind solche Kontrollen nicht unbedenklich, da es dabei zu Fehlgeburten kommen kann. Außerdem muß der Eingriff auch nach einem negativen Test (also bei gesundem Ungeborenen) eventuell nochmals durchgeführt werden, denn die Krankheit war vielleicht nur noch nicht ausgebrochen.

Obwohl von den bedrohten Ungeborenen nur zehn bis zwanzig Prozent tatsächlich erkranken, müssen die risikobehafteten Vorsorge-Untersuchungen bei allen gefährdeten Babys durchgeführt werden. "Invasive Verfahren bringen den Embryo in unnötige Gefahr", sagte Giancarlo Mari von der Yale School of Medicine, der eine Studie auf dem Gebiet der Anämie an Ungeborenen geleitet hat. "In mehr als 70 Prozent aller Fälle, sind die Embryo entweder nicht oder nur sehr leicht erkrankt, und eine solche Prozedur hätte vermieden oder zumindest herausgezögert werden können."

Doch es gibt nun auch andere Möglichkeiten zur Früherkennung, wie die Wissenschaftler in der Ausgabe des New England Journal of Medicine vom 6. Januar 2000 berichten. Ihre Studie, für die sie Daten aus acht Ärztezentren in den Vereinigten Staaten, Europa und Südamerika erhielten, zeigt, daß die Fließgeschwindigkeit des Blutes in den Hirn-Arterienhöher ist, wenn der Embryo an Anämie erkrankt ist. Solche Unterschiede in Fließgeschwindigkeiten lassen sich in Flüssigkeiten, die kleine Teilchen enthalten (also auch in Blut), mit Hilfe des Doppler-Effektes messen. Beschallt man zum Beispiel eine solche Flüssigkeit, werden die Schallwellen von den Teilchen reflektiert. Sie wirken wie kleine Sender. Wenn sich die Sender bewegen, kommt es zur Frequenzverschiebung, denn die Teilchen "stauchen" die Wellen vor sich zusammen und "dehnen" sie hinter sich. Damit registriert ein Detektor eine höhere Frequenz, wenn ein Teilchen auf ihn zukommt und eine niedrigere, wenn es wegfliegt. Ähnlich wie das menschliche Ohr den Signalton eines Krankenwagens wahrnimmt: Der Ton erscheint höher, wenn sich der Wagen auf uns zubewegt, und tiefer, wenn er sich von uns entfernt.

Mit diesem Effekt arbeitet die Doppler-Ultraschall-Methode, mit der die Ärzte die embryonale Blut-Geschwindigkeit untersuchten, um eine eventuelle Anämie zu diagnostizieren. Sie detektierten bei schwach und stark erkrankten Embryos eine um fünfzehn Prozent höhere Fließgeschwindigkeit des Blutes, im Gegensatz zu gesunden Ungeborenen. Damit spricht für diese Methode nicht nur, daß sie in wenigen Minuten durchgeführt werden kann. Sie ist auch vollkommen risikolos für Mutter und Kind und zudem noch deutlich kostengünstiger als die bisher angewendeten Methoden.

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