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News: Dick und dünn gemeinsam

Wie entstehen eigentlich Sterne? Auf diese naheliegende Frage haben Astronomen zwar einige Antworten, doch zugleich mindestens ebensoviele Fragen. Denn die meisten theoretischen Modelle beschreiben isolierte Gaswolken, die sich verdichten - ein Fall, der eher die Ausnahme als die Regel darstellt. Sobald sich ein massereicher Stern gebildet hat und aufleuchtet, beeinflußt er zudem seine Umgebung. Haben junge und leichte Sterne unter solchen Bedingungen überhaupt eine Entwicklungschance? Dank neuer Aufnahmen mit dem Very Large Telescope des European Southern Observatory können Astronomen nun zumindest diese offene Frage beantworten: Ja, schwere und leichte Sterne entstehen durchaus zeitgleich im selben Gebiet.
Am südlichen Firmament im Sternbild Carina befindet sich die Region NGC 3603 – ein Ort heftiger Sterngeburten. Für die Astronomen des European Southern Observatory stellt NGC 3603 ein besonders gut geeignetes Objekt für ihre Studien dar, denn fast gar kein Staub lenkt das infrarote Licht auf seinem Weg vom 20 000 Lichtjahre entfernten Sternhaufen zur Erde ab. Und so nutzten sie im April 1999 einen ausnehmend klaren Nachthimmel und richteten ANTU, das erste der vier großen Einzelteleskope des Very Large Telescope, mit dem ISAAC-Instrument auf NGC 3603.

In drei verschiedenen Wellenlängenbereichen des nahen Infrarotlichtes nahm das Team um Bernhard Brandl von der Cornell University den Sternenhaufen auf, korrigierten und filterten die Daten mit dem Computer und erhielten schließlich ein Bild, auf dem 6967 Objekte zu erkennen sind.

Anhand der Helligkeit und Farbe läßt sich im Vergleich mit Computersimulationen herausfinden, wie schwer und alt ein Stern ist. Aufgrund der hervorragenden Auflösung des Teleskops ANTU konnten die Wissenschaftler sogar Sterne erkennen, die nur ein Zehntel der Masse unserer Sonne haben und sich noch in der Kontraktionsphase befinden. Im innersten Zentrum fanden sie Sterne, die zwischen 300 000 und einer Million Jahre jung waren – in astronomischen Zeiträumen gedacht also Sternbabys (Astronomy & Astrophysics vom Dezember 1999).

Damit steht fest, daß sich auch in Gebieten mit heftigen Sterngeburten noch massearme junge Sterne bilden. Allerdings widerspricht diese Beobachtung einigen theoretischen Modellen. Also eine Antwort, die wieder viele neue Fragen nach sich zieht.

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