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News: 'Dicke Luft' aus Asien

Bisher verschmutzten vor allem die Industrienationen maßgeblich die Atmosphäre unseres Planeten. Doch während diese Staaten nun versuchen, ihren Schadstoffausstoß zu senken, steigt die Emission der schädlichen Gase in Asien drastisch an. Die unerwartet hohe Verschmutzung der Atmosphäre über dem nördlichen Pazifik sowie von Seen und Flüssen in den USA führen Forscher nun anhand eines chemischen Fingerabdrucks auf die gestiegene Emission von Luftschadstoffen in Asien zurück.
Industrieproduktion und privater Verbrauch in den industriellen Ländern wie den USA, Europa und Japan verursachten weltweit einen drastischen Anstieg der Luftverschmutzung, die auch zu den globalen Problemen des Treibhauseffektes und des Ozonlochs führten. In zahlreichen Untersuchungen fanden Wissenschaftler Hinweise für einen Zusammenhang zwischen dem Schadstoffgehalt der Luft und der Häufigkeit von Krankheits- und Todesfällen in der Bevölkerung. Viele Entwicklungs- und Schwellenländer waren bisher nur unbedeutend an der Zunahme der schädlichen Gase beteiligt. Und während sich die Industriestaaten mittlerweile darum bemühen, ihre Emissionen zu senken, setzen die übrigen Länder immer mehr der schädlichen Gase frei. Neue Untersuchungen deuten nun darauf hin, dass die fortschreitende Industrialisierung Asiens, wo sich weit mehr als eine Milliarde Menschen konzentrieren, das Gebiet über dem nördlichen Pazifik bereits in einem unerwartet hohen Ausmaß verschmutzt hat.

Thomas Cahill, ehemals Wissenschaftler an der University of California, Davis, und seine Mitarbeiter entdeckten nun, dass organische Verbindungen und Sulfate jetzt in verstärktem Maße als Aerosole mit asiatischer Herkunft über dem nördlichen Pazifik und den USA gefunden werden. Die Mengen entsprechen etwa der Größenordnung der riesigen Staubmassen, die heftige Frühjahrsstürme jedes Jahr über Japan und den Pazifik hinweg nach Nordamerika verfrachten. Cahill erklärt, dass auch in die Luft freigesetzte Aerosole vom Wind über Landmassen und Meere verfrachtet werden und dabei in Höhen von einigen Kilometern vordringen. Hier beschleunigen dann schnelle Winde ihre Reise durch die trockene Atmosphäre. Die Herkunft der Stoffe können Wissenschaftler jedoch anhand deren individuellen chemischen Fingerabdrucks feststellen, der in der Zusammensetzung ihrer Spurenelemete wie beispielsweise Nickel, Kupfer, Zink, Arsen und Blei verschlüsselt ist. Aerosole, die aufgrund der Signatur ihrer Spurenelemente von Asien stammen, wiesen die Forscher entlang ihrer gesamten Reisestrecke bis hin in die Rocky Mountains nach, wie Cahill berichtet. "Weiterhin steigt die Anzahl der Berichte über scheinbar giftige Schadstoffe aus Asien, die in Seen und Flüssen Nordamerikas gefunden werden", meint Cahill. Seiner Ansicht nach ist Asien die größte Quelle von Aerosolen weltweit. Während die USA und Europa seit Inkrafttreten strenger Gesetze zur Luftverschmutzung ihren Schwefeldioxid-Ausstoß – eines der wichtigsten Aerosole – von 20 Millionen auf 13 Millionen Tonnen senkten, steigerte Asien und dort hauptsächlich China den Ausstoß dieses Gases auf 45 Millionen Tonnen. Das liegt hauptsächlich daran, dass Asien Millionen Tonnen von Kohle aus seinen zahlreichen Lagerstätten in Kohlekraftwerken und Kohle-getriebenen Dampflokomotiven verbrennt. Weitere Aerosole werden dort von der Schwerindustrie, durch Autoabgase, von den Heizungen der Haushalte und dem Abbrennen von Farmland nach der Ernte freigesetzt.

Die Ergebnisse über die Herkunft und das Ausmaß der Luftschadstoffe erhielten die Forscher im Rahmen des University of California Rim Aerosol Network. In einem weiteren Projekt – dem Aerosol Characterization Experiment-Asia – wollen die Forscher nun Messstationen in fünf asiatischen Ländern, Mexiko und den USA einrichten. Herzstück des Netzwerkes ist ein neu entwickeltes Aerosol-Probenahmegerät, das Luftproben auf ihren chemischen Fingerabdruck hin analysiert und die Wanderung der Schadstoffe um den Erdball verfolgt.

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