Direkt zum Inhalt

News: Dicke Luft unter Männern

Da entdeckt man beim nächtlichen Kneipenbummel seine Traumfrau, doch leider sitzt schon ein anderer neben ihr an der Bar. Was tun? Molche lassen sich von ein oder zwei Konkurrenten nicht abschrecken, aber drei sind ihnen dann doch zu viel. Dann stinkt es ihnen - im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die glücklicheren Konkurrenten lassen Neuankömmlinge durch Duftstoffe deutlich wissen, daß sie hier völlig überflüssig sind.
Auf der Suche nach einer Verabredung betritt ein Mann eine Bar. Dort sitzt seine Traumfrau, aber umringt von drei Verehrern. Was wird er tun?

Ist er ein Grünlicher Wassermolch (Notophthalmus viridescens viridescens), versucht er erst gar nicht sein Glück, sondern dreht sich wieder um und geht. Drei Konkurrenten sind ihm einfach zu viel.

Dahinter steckt nicht etwa höhere Rechenkunst, sondern seine Nase sagt ihm, "hier bin ich überflüssig". Denn die ihm zuvorgekommenen Verehrer geben offensichtlich ein andere Männchen abschreckendes Pheromon ab, wie Daesik Park und seine Kollegen von der Northern Arizona University in Flagstaff am 8. Januar 2000 auf der Jahrestagung der Society for Integrative and Comparative Biology (Abstract) in Atlanta berichteten.

Abschreckende Duftstoffe gegen konkurrierende Männchen sind von einigen Insektenarten bekannt, von Wirbeltieren wurden solche Substanzen bisher aber nicht beschrieben, erklärt Park. Doch die Wissenschaftler hielten das bei den Molchen durchaus für möglich – schließlich locken diese auch mit Duftstoffen die Weibchen von weitem heran und verführen sie. Abgesehen davon müssen die Molch-Männchen wirklich alle Register ziehen, um Vaterfreuden entgegen sehen zu dürfen: Ihre Zahl übertrifft die der Artgenossinnen im Teich um ein Vielfaches.

Park setzte die Molche in ein Y-förmiges Terrarium, um zu testen, ob sich ein Männchen einem frischgebackenen Molchpärchen nähert. Bei ein oder zwei Konkurrenten ließ sich ein liebeshungriger Molch nicht abschrecken, selbst wenn im benachbarten Raum ein Weibchen allein auf ihn wartete. War seine Auserwählte aber von drei Anwärtern umringt, zog der Neuankömmling die nebenan allein sitzende Dame vor.

In weiteren Versuchen stellten die Wissenschaftler fest, daß ein Männchen in der Nähe eines Weibchens eine abschreckende Substanz ins Wasser abgibt. Je mehr Männchen ein Weibchen umgarnten, desto stärker wurde auch der Geruch. Und sind sie erst einmal zu dritt, schlägt der Gestank jeden hoffnungsvollen neuen Bewerber in die Flucht, vermutet Park.

Diese Untersuchung "zeigt uns einen weiteren Mechanismus, mit dem Männchen miteinander konkurrieren, um ihren Reproduktionserfolg zu erhöhen", meint David Pfennig von der University of North Carolina in Chapel Hill. Wenn ein Molch sich entscheidet, sich mit dem für ihn weniger attraktiven, dafür aber besser erreichbaren Weibchen zu paaren, "könnte sich der Reproduktionserfolg sowohl für das Pheromon-abgebende als auch für das Pheromon-riechende Männchen erhöhen", meint Park.

Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.