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News: Die Antarktis schrumpft nicht

Auch wenn die Antarktis in ihrem westlichen Teil große Mengen Eis an die Ozeane verliert, schrumpft sie insgesamt gesehen nicht. Zu diesem Ergebnis ist die europäische Weltraumbehörde ESA durch Radarmessungen gelangt. Das Schmelzwasser der Antarktis trägt demzufolge nur unwesentlich zum Anstieg des Meeresspiegels bei.
In Science vom 16. Oktober 1998 hat das internationale Wissenschaftlerteam der European Space Agency (ESA) die Ergebnisse der European Remote Sensing-Satelliten (ERS-Satelliten) vorgestellt. Die Forscher unter der Leitung von Duncan Wingham vom University College London haben für ihre Studie Daten der letzten fünf Jahre ausgewertet.

Danach ist der Hauptteil des Antarktis-Eises äußerst stabil. Daher wird der eisige Kontinent den globalen Meeresspiegel in diesem Jahrhundert wohl nicht steigen lassen. Als Ursachen für den ansteigenden Meeresspiegel erscheinen jetzt die thermische Ausdehnung des Ozeans infolge der globalen Erwärmung sowie die Zurückbildung der Berggletscher wahrscheinlicher.

Winghams Team nutzte die Radarinstrumente der ERS zur Höhenmessung, um festzustellen, ob sich die Dicke der antarktischen Eisdecke in den fünf Jahren zwischen 1992 und 1996 verändert hat. Durch Übermittlung von über vier Millionen Radarimpulsen zur Eisoberfläche und die Messung jener Zeit, die das Echo bis zur Rückkehr zum Satelliten benötigte, wurde die durchschnittliche Höhenveränderung der Eisdecke mit einer Genauigkeit von 0,5 cm pro Jahr gemessen. Die Eisdecke hat sich durchschnittlich um weniger als ein Zentimeter pro Jahr verändert. Unter Verwendung von früheren Messungen des veränderten Schneefalls auf die Eisdecke kam das Team zu dem Schluß, daß das Innere der antarktischen Eisschicht in diesem Jahrhundert lediglich 1,7 cm zum Ansteigen des Meeresspiegels beigetragen hat.

Der Meeresspiegel ist in den letzten 100 Jahren insgesamt um 18 cm gestiegen. Die geringere Meßgenauigkeit früherer Untersuchungen machte Interpretationen möglich, nach denen die Antarktis den Meeresspiegel um bis zu 14 cm hat absinken oder ansteigen lassen. Duncan meinte dazu: "Die Wissenschaft hat eigentlich die Rolle, welche die Antarktis für das Ansteigen des Meeresspiegels in diesem Jahrhundert spielte, nie richtig verstanden. Unserer Forschung zufolge, ist der Beitrag sehr wahrscheinlich äußerst klein."

Das Ergebnis stützt die These, daß die globale Erwärmung, die zur thermischen Ausdehnung des Ozeans und zum Schmelzen der Berggletscher führt, für den steigenden Meeresspiegels verantwortlich ist. Wingham fuhr fort: "Als eine Konsequenz unserer Forschung müßten wir nun genauere Vorhersagen über ein zukünftiges Ansteigen des Meeresspiegels treffen können. Ja, es ist durchaus möglich, daß die Folgen der globalen Erwärmung auf das Ansteigen des Meeresspiegels in der Vergangenheit unterschätzt wurden."

Professor Wingham und sein Team entdeckten außerdem bei einem wenig bekannten Becken der Westantarktis eine rapide Verdünnung der Eisschicht. Das Becken des Gletschers Thwaites schrumpfte um zwölf Zentimeter pro Jahr, also überaus schnell. Das Ergebnis beweist, daß einige der unwirtlichsten Gegenden der Antarktis gegenwärtig schnellen Veränderungen ausgesetzt sind.

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