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Maya: Die Bestattungsrituale im normalen Volk

Lisa Lucero, Department of Anthropology, University of Illinois
Nach der sensationellen Entdeckung der Alltagsszenen auf den Wandbildern von Calakmul ergaben Ausgrabungen weitere Einsichten in das Leben der Maya der klassischen Zeit: Auch die breite Masse der Menschen geleitete ihre Toten mit aufwändigen Bestattungsritualen ins Jenseits. Das fanden Forscher der University of Illinois in einer Siedlung im heutigen Belize (südlich von Mexiko) heraus.

In den beiden ausgegrabenen Häusern in Saturday Creek fanden die Anthropologen um Lisa Lucero ein Dutzend Leichname aus der Zeit zwischen 450 und 1150 n. Chr. Ungefähr alle 50 Jahre geschah dort Ungewöhnliches: Die Bewohner, vermutlich Bauern und Diener, zerstörten die Wände ihrer Häuser und verbrannten den Boden. Dann verteilten sie Werkzeuge, Alltagsgegenstände und menschliche Überreste dort und verbrannten alles nochmals, um die Häuser anschließend neu aufzubauen. Für Lucero steht fest: "Die Maya glaubten an ein zyklisches Leben" – nicht nur, wie es bereits der Maya-Kalender nahe legt, die Herrscher, sondern auch das gewöhnliche Volk.

Dieses Ritual der Maya verrät, dass die Zerstörung und der Wiederaufbau Sinnbild für die Glaubensvorstellungen der Maya sind. Demnach ist das Leben mit dem Tod nicht zuende. Typisch dafür ist, dass sich bei den menschlichen Überresten keinerlei schwarz bemalten Objekte fanden, die bei den Maya mit dem Tod assoziiert waren. Stattdessen stießen die Forscher auf viele rote Fundstücke, deren Farbe die Wiedergeburt symbolisierte. Auch Obsidianwerkzeuge fanden die Anthropologen, deren Machart vermutlich die neun Ebenen der Unterwelt sowie die dreizehn Himmelsebenen widerspiegelt.

Claudia Reinert

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