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News: Die eiserne Reisration

Wissenschaftler haben den Eisengehalt von Reis verdreifacht, indem sie ein Sojabohnen-Gen in die DNA der Reispflanze einfügten. Diese Leistung könnte dazu beitragen, Anämie bei etwa 1,3 Milliarden Menschen zu lindern, die Eisen nicht in der nötigen Menge zu sich nehmen.
Anämie verursacht eine Vielzahl von Leiden, wie zum Beispiel Gehirnschäden bei Kleinkindern, zunehmende Anfälligkeit für Infektionen, sowie chronische Erschöpfung. Besonders arme Menschen in Entwicklungsländern bekommen leicht Anämie, weil ihre Nahrung zum größten Teil aus Getreide besteht, das wenig Eisen enthält, und es sich diese Menschen oft nicht leisten können, eisenhaltige Zusatzpräparate zu kaufen.

Wie in der Märzausgabe von Nature Biotechnology berichtet wird, hatten Wissenschaftlern am Central Research Institute of Electric Power Industry in Japan beim Versuch Gemüse mit Eisen anzureichern die Idee, das Gen für Ferritin – ein Protein, das Eisen sammelt – in einen gewöhnlichen Stamm asiatischen Reises einzufügen. Ferritin wird von vielen Tieren, einigen Pflanzen sowie Bakterien gebildet und kann bis zu 4500 Eisenatome in seiner zentralen Speicherhöhle lagern. Die Molekularbiologen Fumiyuki Goto, Toshihiro Yoshihara und ihre Kollegen isolierten zuerst das Ferritin-Gen aus Sojabohnensprossen und benutzten dann ein Bodenbakterium für die Übertragung des Gens in die DNA von Reiszellen. Die Forscher bauten das Gen für Ferritin in der Nähe des reiseigenen Glutelin-Gens ein. Dieses wird nur während der Samenproduktion aktiviert. Dadurch konnte sichergestellt werden, daß der Reis Ferritin herstellt und Eisen nur in den Samen speichert.

Zu ihrer Freude fanden die Wissenschaftler, daß der transgene Reis nicht nur Ferritin erzeugte, sondern dreimal soviel Eisen speicherte wie normaler Reis – und zwar ausschließlich in den Samen. Eine Portion des eisenreichen Reises liefert die Hälfte des täglichen Eisenbedarfs eines Erwachsenen. Außerdem hat die Genmanipulation die Pflanzen nicht geschädigt. Da für die Hälfte der Weltbevölkerung die tägliche Hauptmahlzeit aus Reis besteht, hoffen die Forscher, daß eisenreicher Reis eines Tages eines der größten Probleme mangelhafter Ernährung lösen könnte.

Michael Sussman, Molekularbiologe an der University of Wisconsin ist davon überzeugt, daß die Ferritin-Reis-Arbeit das Zeitalter von "Designer-Getreidepflanzen" einläutet. Allerdings sollten Gourmets vielleicht noch ein bißchen warten, bevor sie ihre Reisschüsseln füllen. "Wir haben noch nie versucht, den Ferritin-Reis zu essen", gibt Yoshihara zu, "und wissen deshalb nicht, wie er schmeckt."

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