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US-Archäologie: Die Eisschürfer von El Malpais

Immer wenn die Ureinwohner New Mexicos Trockenzeiten durchstehen mussten, stiegen sie in Lavahöhlen hinab, um dort Eiswasser zu ernten. Mit Hilfe einer einfachen Methode.
Abstieg in die Lavaröhre in El Malpais National Monument im US-Bundesstaat New Mexico.

Die Ureinwohner im Westen des US-Bundesstaats New Mexico hatten ein probates Mittel gefunden, um in harschen Trockenzeiten an Wasser zu kommen: Sie stiegen in Lavahöhlen hinab, in denen sich Eismassen gebildet hatten, legten Feuer und sammelten das Schmelzwasser. Das ergaben Untersuchungen von Forschern um Bogdan Onac von der University of South Florida in einer Höhle im US-Schutzgebiet El Malpais National Monument. Wie die Geologen im Fachblatt »Scientific Reports« schreiben, datieren die Spuren von Feuern in jene Zeiten, als in der Region kaum Niederschläge fielen.

Onac und sein Team untersuchten auf rund 2270 Meter über dem Meeresspiegel eine Lavahöhle (»Höhle 29«) in der Region. In dem rund 117 Meter langen Gang, der zirka 14 Meter tief in Basaltgestein hinabführt, entnahmen sie einen Bohrkern aus einem massiven Eisblock. Dass sich in der Höhle überhaupt Eis bilden kann, hängt mit deren Form zusammen: Über den einzigen Zugang dringt im Winter kalte Luft in den unterirdischen Raum, fällt zu Boden und verdrängt die warme Luft. Im Sommer wärmt sich nur der Höhleneingang unter freiem Himmel auf, die kühle Luft verbleibt im Inneren und lässt Regen- und Sickerwasser gefrieren.

Eisblock | In der Lavaröhre hatte sich über Jahrhunderte Eis gebildet. Wie Ruß und Holzkohle zeigen, hatten Menschen vor rund 2000 Jahren begonnen, das Eis mit Feuern abzuschmelzen.

Im Eisbohrkern konnten die Forscher um Onac diverse Schichten aus Ruß und Holzkohle identifizieren. Diese Lagen datierten sie mit Hilfe der Radiokohlenstoffmethode in die Zeit zwischen 150 und 950 n. Chr. Dann verglichen sie die C-14-Datierungen mit dendrochronologischen Daten. Aus den Baumringen lässt sich ablesen, wann trockene Zeiten und wann Feuchtperioden in der Region herrschten. Das Ergebnis: Die rußigen Schichten fielen zeitlich mit fünf Trockenperioden zusammen. In jenen Phasen seien die Menschen, die der Vorgängerkultur der Pueblo-Indianer angehörten, in die Höhlen hinabgestiegen, um Wasser abzuschmelzen. Wie die Forscher weiter vermuten, hätten die Menschen am Eis kleine Feuer gelegt, damit sich nur wenig Rauch entwickelte. Dieser wäre dann als warme Luft zum Höhlenausgang hin abgezogen. Der Vorteil sei gewesen, »dass die Menschen in der Höhle bleiben konnten, um das Schmelzwasser zu sammeln und das Feuer zu hüten«, schreiben Onac und seine Kollegen in ihrer Studie.

In dem Gebiet im El Malpais National Monument haben Wissenschaftler bisher insgesamt 453 so genannte Lavaröhren dokumentiert, in 94 davon sammelt sich Eis. In diesen Höhlen fanden sich auch Hinweise auf vorgeschichtliche Besucher. Lavahöhlen bilden sich, wenn die Lava besonders flüssig ist und bergab fließt. An den Rändern des Stroms erkaltet der Gesteinsbrei und türmt sich allmählich auf, bis er sich zu einem Dach schließt.

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