Direkt zum Inhalt

Frühe Landwirtschaft: Die ersten Milchbauern in Europa

Nahrungsmittelüberreste in prähistorischer Töpferware zeigen, wo in Europa die Milchviehwirtschaft vor rund 7000 Jahren begann.
Schottische Hochlandkühe auf grüner Weide

Die Milch macht's: Im prähistorischen Europa haben offenbar vermehrt die Menschen der nördlichen Gebiete angefangen, die ernährungsphysiologischen Vorteile von Milch zu nutzen. Das hat nun ein internationales Team von Wissenschaftlern herausgefunden, das den Übergang vom Jäger-und-Sammler-Lebensstil hin zur Landwirtschaft im prähistorischen Europa rekonstruierte. Dazu analysierten die Forscher die organischen Nahrungsmittelüberreste, die sie in der Töpferware der ersten Bauern fanden, die vor 6000 bis 7000 Jahren an der europäischen Atlantikküste siedelten.

Insgesamt untersucht das Team 24 archäologische Stätten zwischen Portugal und der Normandie sowie an der westlichen Ostsee. In 80 Prozent der Keramikfragmente des heutigen Großbritannien und Irland fanden sie Überreste von Milchprodukten. Im Vergleich dazu war die Milchviehhaltung an der südlichen Atlantikküste des heutigen Portugal und Spanien offenbar viel weniger intensiv. Die Menschen dort hielten zudem eher Schafe und Ziegen und kaum Kühe. Überraschenderweise fanden die Archäologen wenig Hinweise auf Meeresfrüchte in den Töpferwaren, selbst an Orten, die eigentlich Möglichkeiten zum Fischen und Muschelsammeln boten. Eine Ausnahme bildete die westliche Ostsee, wo sowohl Milchprodukte als auch Meeresfrüchte in Töpferwaren zubereitet wurden.

Wie auch bislang vermutet bestätigt die Studie, dass die ersten Milchbauern im südlichen Europa siedelten. Die Daten deuten aber darauf hin, dass die Milchviehwirtschaft wohl erst richtig in Schwung kam, als sie sich in den nördlichen Breitengraden verbreitete. Dort fingen die Menschen dann in großem Ausmaß an, Milchprodukte in Keramikgefäßen herzustellen. Die Studienautoren nehmen an, dass dies am raueren Klima gelegen haben könnte: Möglicherweise war in den nördlicheren Ländern der Bedarf an bestimmten Inhaltsstoffen der Milch größer, darunter Vitamin D und Fett. Die frühe vermehrte Milchnutzung im Norden könnte auch erklären, weshalb eine Laktoseunverträglichkeit bei Südeuropäern häufiger ist als bei Nordwesteuropäern, schreiben die Autoren.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen
Die Milchviehwirtschaft in Europa entstand vor rund 7000 Jahren vor allem in nördlichen Breitengraden

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.