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News: Die Fieberkurve unseres Planeten

Betrachtet man den Verlauf der globalen Temperaturen während der vergangenen 100 Jahre, so fällt es schwer, den Einfluss des Menschen auf das Weltklima zu erkennen. Denn offenbar stiegen die Temperaturen während der letzten 20 Jahre auch nicht stärker an als zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Rechnet man jedoch die natürlichen Einflüsse von Vulkanausbrüchen und El-Nino-Ereignissen heraus, ergibt sich ein ganz anderes Bild: Dann offenbart sich der deutliche stärkere Temperaturanstieg während der letzten Jahrzehnte.
Es steht außer Zweifel, dass innerhalb des letzten Jahrhunderts die globalen Temperaturen mehrmals anstiegen und dann wieder sanken. Ob und in welchem Umfang wir Menschen daran teilhatten, ist umstritten, denn es ist schwierig, die natürlichen Ursachen von den anthropogenen Effekten zu trennen. Tom Wigley vom National Center for Atmospheric Research hat jetzt einen neuen Aspekt ins Spiel gebracht. Er untersuchte die Temperaturdaten der Vergangenheit und korrigierte sie im Hinblick auf zwei der bedeutsamsten natürlichen Einflussgrößen auf das Klima: heftige Vulkanausbrüche und El-Niño-Ereignisse.

Während vulkanische Aschen und Gase in der Atmosphäre zu einer Abkühlung führen, erwärmen El-Niño-Ereignisse die Ozeane – und somit das Klima. 1982 und 1991 traten beide Effekte gleichzeitig auf: Der El-Niño war in beiden Jahren besonders wirksam, während es gleichzeitig zu heftigen Ausbrüchen des El Chichon (April 1982) und des Mount Pinatubo (Juni 1991) kam. Da sich die Ereignisse entgegengesetzt auswirken, können Wissenschaftler langfristige Trends im Verlauf globaler Temperaturen nur schwer identifizieren. Wigley gelang es, diese Effekte voneinander zu trennen, und fand heraus, dass die abkühlende Wirkung großer Vulkanausbrüche insgesamt etwas stärker ist als die Erwärmung durch El-Niño. Darauf aufbauend korrigierte er den Temperaturverlauf der letzten 100 Jahre und erhielt einen nunmehr deutlich steileren Anstieg der globalen Temperaturen gegen Ende des 20. Jahrhunderts (Geophysical Research Letters vom 15. Dezember 2000).

Betrachtet man den Temperaturverlauf auf der Basis aller Einflussgrößen – die unkorrigierten Daten also – so gab es in diesem Jahrhundert zwei Perioden bedeutsamer Erwärmung. Die erste reichte von 1910 bis 1940, die zweite von 1980 bis heute. Dazwischen kühlten sich die Temperaturen wieder leicht ab. Da sich die beiden Perioden recht ähnlich sind, sahen Skeptiker des anthropogen verursachten Treibhauseffektes dahinter einzig und allein natürliche Ursachen. Als Wigley aber vulkanische Tätigkeiten und die El-Niño-Effekte mit berücksichtige, stellte er fest, dass die Temperatur im Verlauf der letzten 20 Jahre nicht um nur 0,18, sondern um 0,25 Grad Celsius angestiegen ist. Damit unterscheidet sich diese jüngere Periode globaler Erwärmung deutlich von jener zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie deckt sich vielmehr mit dem zunehmenden Ausstoß treibhauswirksamer Gase in dieser Zeit – ein deutlicher Hinweis darauf, dass die globale Erwärmung zumindest teilweise die Folge der menschlichen Zivilisation ist.

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