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Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Blicke ins Zentrum unseres Galaxienhaufens

Die erste Maihälfte fällt in eine Neumondphase und eignet sich daher perfekt für einen tiefen Blick ins All. Durch den Neumond am 5. Mai gibt es kein störendes Streulicht am Himmel, so dass schwache Nebel und im Frühling vor allem schwache, weit entfernte Galaxien viel besser zu beobachten sind.
Sombrero-Galaxie in sichtbarem Licht und Infrarot
An dieser Stelle möchten wir Ihnen im Abstand von rund zwei Wochen aktuelle Beobachtungstipps bieten. Es geht vor allem um Objekte, die sich mit einem Feldstecher oder einem kleinen Teleskop beobachten lassen. Sie eignen sich somit besonders für Einsteiger in das Thema Himmelsbeobachtung.

Die großen Galaxienhaufen des Frühlingshimmels stehen jetzt zur besten Beobachtungszeit am Abend oder in der ersten Nachthälfte hoch über dem Südhorizont. Das Gebiet erstreckt sich über das halbe Firmament. Angefangen bei den Sternbildern Rabe und Becher, die knapp über dem Horizont schweben. Anschließend über die Jungfrau, die den Virgo-Galaxienhaufen beinhaltet. Der Weg führt weiter zum Haar der Berenike und den Jagdhunden mit dem Coma-Galaxienhaufen.

Übersicht des Frühlingshimmels über dem Südhorizont | Der Bereich mit den meisten beobachtbaren Galaxien erstreckt sich von Rabe und Becher knapp über dem Horizont, über Jungfrau, Haar der Berenike und Jagdhunde bis in den Zenit.

Ein Objekt im Virgo-Haufen hat vor Kurzem weltweit Schlagzeilen gemacht: In seinem Zentrum liegt die Galaxie Messier 87, die das Schwarze Loch enthält, das zum ersten Mal mit dem Event Horizon Telescope abgebildet wurde.

Rund um die elliptische Riesengalaxie Messier 87 finden sich extrem viele Welteninseln, die im Teleskop als kleine graue Fleckchen zu erkennen sind. Markante Details lassen sich leider nur bei den hellsten Exemplaren beobachten. Direkt neben Messier 87 liegt eine interessante Galaxiengruppe namens Markarians Kette. Sie besteht aus den Galaxien Messier 86, Messier 84 und den leuchtschwächeren Welteninseln NGC 4483, 4461, 4473 und 4477.

Für weitere Informationen über das Geschehen am Nachthimmel im Mai empfehlen wir Ihnen die monatliche Rubrik »Aktuelles am Himmel«, die in jedem Heft von »Sterne und Weltraum« erscheint.

Unter guten Beobachtungsbedingungen ohne Lichtverschmutzung und mit einem Teleskop ab etwa 250 Millimeter Durchmesser sollten alle Mitglieder der Kette zu sehen sein. Die Astrofotografen haben es da schon deutlich leichter. Ein starkes Teleobjektiv oder ein kleiner Refraktor reichen, richtig nachgeführt, bereits aus, um die Galaxien auf den Bildern festzuhalten.

Markarians Kette mit einem kleinen Teleskop fotografiert | Die Markarian-Galaxienkette ist eine relativ große Struktur am Nachthimmel. Die Galaxien sind jedoch leuchtschwach und lassen sich nur unter sehr guten Bedingungen visuell beobachten. Markus Noller fotografierte sie von Allmersbach im Tal.

Ich finde die Galaxien mit auffälligen Details besonders interessant. Ein schönes Beispiel dafür ist die »Galaxie mit dem schwarzen Auge«, Messier 64. Sie verdankt ihren Namen einem dunklen, länglichen Bereich im Zentrum, der an ein offenes Auge erinnert.

Ein weiteres Beispiel ist die Nadelgalaxie NGC 4565. Wir sehen aus unserer Richtung genau auf die Kante der Galaxienscheibe mit einer Verdickung in der Mitte, dem Bulge. Diese Perspektive bildet eine ganz eigene Kategorie der beobachtbaren Galaxien, die so genannten Edge-on-Galaxien. Eine andere Galaxie in Kantenstellung ist beispielsweise die Zigarrengalaxie Messier 82 im Großen Bären oder NGC 891 in der Andromeda.

Realistischer Eindruck der Sombrero-Galaxie Messier 104 in einem kleinen Teleskop | Es sind deutlich das Staubband und der helle Kern der Galaxie zu erkennen. Stefan Brandt beobachtete die Galaxie von Kiel aus mit einem 130-Millimeter Newton-Teleskop.

Die Sombrero-Galaxie Messier 104 steht auch annähernd in Kantenlage. Ein wenig sieht man jedoch noch von ihrer Scheibe. Ihre Form ist besonders kurios, da sie im Prinzip nur aus einem großen Ring besteht, in der Mitte liegt ein helles, diffuses Zentrum. Das Licht der Sterne wird durch die Staubwolken im äußeren Bereich geschluckt, wodurch eine dunkle Teilung entsteht.

Zwischen dem Haar der Berenike und den Jagdhunden liegt das Galaxienpaar NGC 4656 und 4631. Auch diese beiden zeigen sich in Kantenlage zu uns. NGC 4631 wird auch Walgalaxie genannt. Tatsächlich erinnert ihre Erscheinung im Teleskop an einen großen Meeressäuger. Sie hat sogar eine kleine längliche Begleitgalaxie, die als Walkalb interpretiert werden könnte. NGC 4656 trägt dagegen den Namen Hockeyschläger-Galaxie. Dieser Name stammt von dem Spiralarm, der durch die Gezeitenkräfte der Nachbargalaxie NGC 4631 zur Seite gezogenHockeyschläger-Galaxiewird.

Bild des Galaxienpaars NGC 4656 und 4631 durch ein großes, fotooptimiertes Amateurteleskop | Dieses Bild zeigt sehr schön die Strukturen und Details in den beiden Galaxien. Es gibt aber nicht den realistischen Eindruck bei der Beobachtung mit eigenen Augen wieder. Franz Klauser verwendete einen Zwölf-Zoll-Astrografen von ASA und belichtete rund sechs Stunden lang.

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