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Ernährung: Die Genvariante für den Schokoladenhunger

Warum lieben manche Menschen Süßigkeiten, andere dagegen nicht? Eine Teilantwort gibt nun ein Gen für ein Leberhormon, das die Zuckeraufnahme reguliert.
Zuckersüßes versus gesundes Süßes

Theobroma, Speise der Götter – schon der Name der Kakaopflanze verrät den Stellenwert, den Schokolade allgemein genießt. Doch das täuscht darüber hinweg, dass ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung sie und andere Süßigkeiten durchaus distanziert betrachtet. Dieser Unterschied hat auch genetische Gründe, wie eine Arbeitsgruppe um Susanna Søberg von der Universität Kopenhagen in der Zeitschrift »Cell Metabolism« berichtet. Demnach erhöht eine bestimmte Variante des Fgf21-Gens die Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich viel zu naschen, um etwa ein Fünftel. Das Gen codiert ein Hormon, das von der Leber produziert und ins Blut abgegeben wird – und wohl den Appetit auf Zucker bremst. Träger der untersuchten FGF21-Variante rs838133 hatten im nüchternen Zustand rund ein Drittel weniger des Hormons im Blut und zeigten gleichzeitig eine statistisch nachweisbar höhere Neigung zu Süßigkeiten.

Die Daten von Søberg und ihrer Arbeitsgruppe decken sich mit entsprechenden Ergebnissen von Tierexperimenten. Bei Mäusen ist der Stoff Teil einer Regulierungsschleife, bei der die Leber FGF21 produziert, wenn das Tier große Mengen Zucker aufnimmt. Das Hormon bremst dann den Appetit auf süße Sachen. Beim Menschen funktioniert diese Regulation anscheinend ähnlich: Die einfachen Zucker Glukose und Fruktose kurbeln die FGF21-Produktion an, genauso wie reichhaltige Mahlzeiten.

Dass der Hormonspiegel im Alltag Folgen hat, zeigte das Team anhand von Blutuntersuchungen an 51 Freiwilligen, die in einem Fragebogen die stärkste Abneigung und die größte Vorliebe für Süßigkeiten angaben. In einer größeren Untersuchung an etwa 6500 dänischen Versuchspersonen verglich es dann den Süßigkeitenkonsum mit dem Vorkommen des rs838133-Allels. Wie das Team weiter schreibt, äußere sich der niedrige Hormonspiegel der rs838133-Träger nicht nur in höherem Süßigkeitenkonsum, sondern generell in einer an Kohlenhydraten reicheren Nahrung. Überraschend sei allerdings, dass die Genvariante trotz des zusätzlichen Zuckerkonsums nicht mit Diabetes oder Übergewicht zusammenfällt.

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