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Meeresbiologie: Die größten Fische im Meer sind weiblich

Walhai-Weibchen mögen langsamer wachsen als ihre männlichen Artgenossen. Doch letztlich sind sie größer. Mehrere Meter sogar.
Walhai (Rhincodon typus), die größte Fischart der Welt.

Männliche Walhaie wachsen schnell. Deutlich schneller als Weibchen. Doch während die männlichen Tiere es im Erwachsenenalter auf eine durchschnittliche Länge von etwa acht oder neun Metern bringen, erreichen weibliche Exemplare der Art Rhincodon typus im Schnitt eine Größe von 14 Metern. Damit sind sie die größten Fische im Meer, wie aus einer Studie hervorgeht, die ein Forscherteam auf der »Open Science Platform« veröffentlicht hat.

Bislang war nur wenig über das Wachstum von Walhaien bekannt. Das meiste Wissen beruht auf Informationen von gerade einmal rund 100 Tieren. Die bisher vorliegenden Daten stammen aus der Altersanalyse der Wirbel einiger weniger Individuen, die an Küstenlinien im westlichen Indischen Ozean gestrandet waren, sowie von Haien, die vor der Küste Taiwans gefangen wurden. Die angewandten Techniken bieten jedoch Spielraum zur Interpretation, weshalb sich Meeresbiologen schon länger belastbare Daten wünschen.

Dafür haben der Biologe Mark Meekan vom Australischen Institut für Meereswissenschaften und seine Kollegen gesorgt. Für die aktuelle Studie hat das Team 54 junge Walhaie zehn Jahre lang beobachtet. Zum einen Exemplare, die in Aquarien leben, zum anderen Tiere im westaustralischen Ningaloo-Riff. Walhaie schwimmen in Freiheit zwar in größeren Gruppen, Schulen genannt, doch sie lassen sich dank ihrer einzigartigen Flecken und Streifen auf der Haut mit etwas Übung gut auseinanderhalten.

Das Team hat insgesamt mehr als 1000 Messungen von Walhaien mit Stereo-Videokameras aufgezeichnet, um die einzelnen Tiere zu identifizieren und zu vermessen, um Geschwindigkeit und Dauer des Wachstums nachzuvollziehen.

So lang wie ein Gelenkbus und trächtig mit 300 Jungen

Die Daten bestätigen: Rhincodon typus ist der größte Hai und zugleich der größte Fisch der Gegenwart. Bekannt sind Exemplare von 18 Metern Länge, oftmals ist auch von 20 Metern zu lesen. Sie sind also in etwa so lang wie ein Gelenkbus des öffentlichen Nahverkehrs. »Aber auch wenn sie groß werden, wachsen sie sehr, sehr langsam«, sagt Meekan, der Autor der Studie, in einer begleitenden Pressemitteilung. »Es sind nur etwa 20 oder 30 Zentimeter pro Jahr.«

Laut den Forschern liefern ihre Beobachtungen erstmals einen Beweis dafür, dass männliche und weibliche Walhaie unterschiedlich wachsen. Über den Grund lässt sich bislang nur spekulieren. »Diese Weibchen werden wahrscheinlich so riesig, weil sie eine ganze Menge Junge tragen müssen«, sagt Meekan. Zwar hätten andere Forscher bisher nur einen einzigen schwangeren Walhai gefunden, doch dieser habe 300 Junge in sich getragen, wie der Biologe weiter berichtet. »Das ist eine bemerkenswerte Zahl«, denn bei den meisten Haien gäbe es zwischen zwei und einem Dutzend Junge.

Zudem könnte der Befund erklären, warum die Walhai-Treffen in tropischen Regionen fast ausschließlich aus jungen Männchen bestehen. »Sie versammeln sich, um einen Überfluss an Nahrungsmitteln zu nutzen, damit sie ihre schnellen Wachstumsraten beibehalten können«, sagt Meekan.

Walhaie gelten als Wahrzeichen der westaustralischen Meere. Die Meeresriesen fressen vor allem Plankton und andere Kleinstlebewesen, was die Haie ungefährlich für Menschen macht. Auch deshalb reisen aus aller Welt Touristen an, um mit den Riesen am Ningaloo-Riff zu schwimmen. Ein Millionengeschäft, das wie die Tiere selbst durch Fischerei, Handel, Ozeanerwärmung und Schifffahrt bedroht ist. »Wenn Sie 30 Jahre oder länger brauchen, um geschlechtsreif zu sein, ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Katastrophe eintritt, bevor Sie eine Chance zur Fortpflanzung haben, ziemlich hoch«, sagt Meekan.

Bereits 2016 haben Tierschützer Walhaie auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN in die Kategorie »gefährdet« eingestuft. Damals hieß es, die Bestände seien in den vergangenen 75 Jahren um mehr als die Hälfte geschrumpft.

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