Direkt zum Inhalt

Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Aschgraues Mondlicht und Planetarische Nebel

Mondsichel
An dieser Stelle möchten wir Ihnen im Abstand von rund zwei Wochen aktuelle Beobachtungstipps bieten. Es geht vor allem um Objekte, die sich mit einem Feldstecher oder einem kleinen Teleskop beobachten lassen. Sie eignen sich somit besonders für Einsteiger in das Thema Himmelsbeobachtung.

Anfang Juni ist eine der letzten Chancen, in diesem Jahr die Galaxien des Frühlingshimmels zu bewundern. Am 3. Juni ist Neumond. Da zieht der Mond mit großzügigem Abstand tagsüber an der Sonne vorbei; nur zwei Tage später ist er kurz nach Sonnenuntergang als dünne Sichel zu sehen, wenn er Mars im Sternbild Zwillinge mit etwas mehr als drei Grad Winkelabstand oder sechs Vollmondbreiten passiert. Die Mondsichel mit dem aschgrauen Mondlicht und der kleine Mars sind dann über dem Westhorizont zu sehen.

Für weitere Informationen über das Geschehen am Nachthimmel im Juni empfehlen wir Ihnen die monatliche Rubrik »Aktuelles am Himmel«, die in jedem Heft von »Sterne und Weltraum« erscheint.

Das aschgraue Mondlicht stammt von der Erde. Ein Beobachter auf dem Mond würde eine Vollerde sehen. Die Erde hat wegen ihrer weißen Wolken eine hohe Albedo (Rückstrahlfähigkeit) und wirft rund 40 Prozent des auftreffenden Sonnenlichts zurück ins All. Der Mond dagegen nur etwa zwölf Prozent. Zudem weist die Erde am Mondhimmel rund den vierfachen Durchmesser im Vergleich zum Vollmond auf, und ihre Fläche ist rund 16-mal größer als diejenige der Mondscheibe. Dieses Licht wird auch zum Mond reflektiert, dessen für uns unsichtbare Rückseite nun von der Sonne beleuchtet wird, die dunkle Vorderseite dagegen von der Erde.

Mond und Mars am Abend | Für kurze Zeit nach dem Sonnenuntergang lässt sich in den ersten Junitagen auch Merkur beobachten (rechts unten). Diese Gelegenheit ist selten, da er sich immer nahe an der Sonne aufhält.

Wir wollen jedoch die Neumondphase Anfang des Monats dazu nutzen, tiefer in All zu schauen. Im Südwesten erstrecken sich die Galaxien des Frühlingshimmels über die Sternbilder Jungfrau, Haar der Berenike und Jagdhunde, bis fast in den Zenit im Großen Bären. Im Osten und Südosten sind schon die Sommersternbilder zu sehen. Der orangefarbene Stern Antares kündigt den oberen Teil des Skorpions über dem Südosthorizont an. Im Osten sieht man bereits die Wega im kleinen Sternbild Leier, und auch die Sterne des Schwans glitzern schon am Nachthimmel. Mit etwas Geduld kann man später in der Nacht auch das Sommerdreieck sehen. Zwischen Wega in der Leier und Arktur im Bärenhüter liegen die Sternbilder Herkules und Nördliche Krone. Herkules beherbergt einen der bekanntesten Kugelsternhaufen am Nachthimmel, Messier 13, sowie seinen nicht so bekannten Verwandten, Messier 92.

Aufsuchkarte der Objekte rund um das Sternbild Herkules | Im Umfeld des Sternbilds Hekules lassen sich zahlreiche interessante Objekte beobachten wie Planetarische Nebel oder Kugelsternhaufen.

Der Kugelsternhaufen Messier 13 ist unter guten Bedingungen schon mit einem Fernglas zu sehen. Ab einer Teleskopgröße von 20 Zentimetern wird das Zentrum in Einzelsterne aufgelöst. M 13 ist unter der rechten Schulter des antiken Helden zu finden. In der Nähe seines Kopfs befindet sich M 92. Der Kugelsternhaufen ist deutlich leuchtschwächer und erscheint auch kleiner im Teleskop.

Im kleinen Sternbild Leier liegt eines der Highlights des Sommerhimmels. Der besonders helle Planetarische Nebel Messier 57 ist ebenfalls schon in kleinen Instrumenten zu sehen. Er befindet sich genau zwischen den beiden unteren Sternen des Parallelogramms. Er ist sehr klein und kann bei geringer Vergrößerung leicht mit einem unscharfen Stern verwechselt werden. Der Ringnebel in der Leier kommt jedoch erst bei hoher Vergrößerung und am besten mit einem Nebelfilter so richtig zur Geltung. Es handelt sich dabei um den Überrest eines verstorbenen Sterns, der seine äußeren Hüllen abgestoßen hat. Diese bilden nun den Nebel. Der ursprüngliche Kern des Sterns ist dabei übrig geblieben und beleuchtet jetzt den Nebel als Weißer Zwerg mit energiereichem Ultraviolettlicht.

Der Hantelnebel Messier 27 | Anthony Ayiomamitis nahm den Hantelnebel Messier 27 im Sternbild Schwan mit einem 160-Millimeter-Refraktor von der griechischen Hauptstadt Athen aus auf. Sehr schön lässt sich die Form dieses Planetarischen Nebels erkennen.

Auf der anderen Seite des Schwans und der Milchstraße liegt ein weiterer heller Planetarischer Nebel: Messier 27. Der Hantelnebel erscheint etwa doppelt so groß wie der Ringnebel in der Leier und auch relativ hell. Mit einem Nebelfilter beobachtet, sieht er fast aus wie ein angebissener Apfel. Da die Gasatome vom ultravioletten Licht der zentralen Sternleiche zum Leuchten in einer bestimmten Wellenlänge angeregt werden, die für das jeweilige Element typisch ist, ist es leicht, alle anderen Wellenlängen zu filtern. Der Nebel wird dabei nicht heller, sondern der Hintergrund dunkler und damit der Kontrast erhöht. In größeren Teleskopen lassen sich sogar die »Ohren« ausmachen – schwache, bogenförmige Ausläufer an den Seiten. Ein Nebelfilter ist jedoch nur nützlich bei solchen Emissionsnebeln. Reflexionsnebel wie bei den Plejaden, Sterne und auch schwache Galaxien profitieren leider nicht davon. Sie werden nur abgedunkelt, beziehungsweise eingefärbt.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.