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News: Die irrationale Seite der Liebe

Für gewöhnlich bemühen sich Wissenschaftler, die Welt nüchtern und sachlich zu betrachten. Aber auch Forscher sind nur Menschen und verlieben sich ab und zu. Nur wollen sie dann auch wissen, warum es eigentlich genau diesmal "gefunkt" hat.
Der Versuch, zu erklären, wie wir uns verlieben, ist für Wissenschaftler möglicherweise ein unkluges Unterfangen. Ob klug oder nicht, alle Aspekte der entsprechenden Gehirnfunktionen wurden im Februar 1998 auf der Konferenz der American Association of the Advancement of Science in Philadelphia lang und breit diskutiert. Emotionen, einschließlich Liebe, wurden nicht ausgelassen. Da die Bevölkerung der Stadt hunderte von Dollar für Blumen, Schokolade, Ballons und Kuscheltiere ausgab, die sie ihren Liebsten am Valentinstag schenkten, versuchte Steven Pinker vom Massachusetts Institute of Technology in Boston zu erklären, was dieses Verhalten auslöst.

Wenn wir einmal die romantischen Liebesromane außer acht lassen, hat die Suche nach einem Partner gewisse rationale Aspekte an sich – was Pinker scherzhaft als eine Art "cleveres Shopping" bezeichnet. Die natürlich Auswahl führt uns dazu, einen Partner zu suchen, der so reich, intelligent, nett und attraktiv wie möglich ist. Eine Einschränkung gibt es jedoch: Wir können nicht unendlich lange warten. Wir müssen den Wert gegen die Zeit abwägen. Diese Taktik allein sollte zu einer perfekten Gattenwahl führen: Alle reichen weiblichen Supermodels sollten sich in all die reichen männlichen Supermodels verknallen – und so weiter.

Obwohl dies bis zu einem gewissem Umfang vorkommen kann, läßt die rationale Methode eine Menge außer Betracht. Jeder der schon einmal versucht hat, zwei Freunde miteinander zu verkuppeln, im Glauben, sie wären das perfekte Paar, kennt die Gefahren der irrationalen Seite der Partnerwahl.

Pinker schreibt diesen irrationalen Teil einer sehr wichtigen Komponente der menschlichen Beziehungen zu – Bindung. "Romantische Liebe ist ein Versprechen", glaubt er. Seine unromantische Vorhersage ist, daß ein rein rational vorgehender Mensch seinen Partner bei der erstbesten Gelegenheit abschieben würde, sobald etwas besseres auftaucht. Aus evolutiver Sicht würde eine derartige Strategie nie funktionieren – wenn wir alle ununterbrochen nach etwas besserem Ausschau hielten, hätten wir nie die Chance, unsere Gene weiterzugeben.

Wie also machen wir das Versprechen der Bindung glaubwürdig? Wir führen ein irrationales Element ein, behauptet Pinker. Romantische Liebe dient als Garant für dieses Versprechen. Wenn wir uns nicht entscheiden, uns aus rationalen Gründen zu verlieben, dann werden wir wahrscheinlich auch aus rationalen Gründe diese Liebe nicht aufgeben.

Folgt man diesen Argumenten, so sollten unsere Werbungsstrategien versuchen zu übermitteln, wie irrational unsere Gefühle wirklich sind. Offensichtlich, sagt Pinker, würden wir nicht weit kommen, wenn wir unserer bzw. unserem Liebsten ins Ohr flüstern, daß er oder sie die reichste, intelligenteste, netteste, attraktivste Person ist, die wie je getroffen haben. Pinker schlägt vor, daß wir die Aufmerksamkeit auf die unabsichtliche Art unserer Gefühle lenken, und zwar mit Standardphrasen wie 'Ich habe mich einfach in Dich verliebt' und 'Ich bin verrückt nach Ihnen' sowie durch Zurschaustellung unabsichtlicher Auswirkungen unseres Nervensystem auf unsere Hormone, durch Erröten, Schwitzen und feuchte Hände.

Wie bei vielen anderen Signalsystemen, die sich in der Natur herausgebildet haben, funktioniert alles nur, wenn es ehrlich gemeint ist. Wenn Sie also jemand anbaggert, wirres Zeug redet und dauernd rot wird, trösten Sie sich mit dem Gedanken, daß Sie wahrscheinlich die reichste, intelligenteste, netteste, attraktivste Person sind, die er oder sie den ganzen Abend über getroffen hat.

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