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News: Die Nacht der Kelten

Kinder in schwarz-dunkelroten Gewändern, Teufelsfratzen, Gummimasken, stolze und gleichzeitig besorgte Eltern, die ihren Nachwuchs für einen Abend der eigenen Obhut entgleiten lassen müssen, sowie die unvermeidlichen ausgehöhlten Kürbisse mit 'Innenbeleuchtung': Im angelsächsischen Raum gestaltet sich der Abend vor Allerheiligen alles andere als besinnlich, wenn kleine und immer öfter auch erwachsene Radaubrüder die Nachbarschaft unsicher machen und - im besten Fall - bei einer "Klingelpartie" um Süßigkeiten betteln. Halloween, heute Grund für fröhlich-laute Streiche und schaurige Geistergeschichten, geht in seinem Ursprung auf die Zeit der keltischen Druiden zurück.
In der Übersetzung bedeutet Halloween schlicht "Abend vor (dem christlichen) Allerheiligen ("All Hallows"). Die in der Epoche der Druiden in Irland und Schottland lebenden Stämme feierten an diesem Tag ihr Neujahrsfest, wobei sie sowohl ihren Sonnengott als auch den Herrn der Toten ehrten. Das Datum war allerdings nicht willkürlich gewählt, wurden doch zu diesem Termin die Rinder von den Weiden in die Ställe getrieben. Dem Glauben der Kelten zufolge kehrten an diesem Tag die Seelen jener Sünder, die im vorangegangenen Jahr gestorben waren und seitdem ihr "Dasein" in Tierkörpern fristeten, zur Erde zurück, wobei die früheren Verfehlungen der nunmehrigen Toten durch entsprechende Opfergaben getilgt und den Verstorbenen die Wege zu himmlischen Freuden geebnet werden konnten.

Einige der damals praktizierten Riten lassen sich bis in die heutige Zeit – und nicht nur nach Amerika – verfolgen. So dürften die weltweiten Silvester-Feuerwerke auf einen alten Feuer-Kult zurückzuführen sein, in dessen Verlauf frisch entfachte heilige Flammen der Sonne neue Kraft verleihen und die bösen Geister des abgelaufenen Jahres vertreiben sollten. Diese Feuer wurden oft auf umliegenden Hügeln entzündet, ein Brauch, der sich heute in Sonnwend- und Osterfeuern wiederfindet.

Im neunten Jahrhundert wurde das kirchliche Fest Allerheiligen unter Papst Gregor IV. auf den 1. November festgelegt, zu Ehren aller Heiligen, die mit oder ohne offizielle kirchliche Heiligsprechung gestorben waren. Der Tag zuvor wurde vor allem im Mittelalter als jener Zeitpunkt bekannt, an dem Hexen und Zauberer ihr Unwesen treiben. Den Weg nach Amerika "schaffte" Halloween um 1840, als die Erdäpfel-Knappheit in Irland tausende Siedler über den Atlantik trieb, die ihre Sitten und Gebräuche in die neue Welt mitbrachten.

Heute hat das Fest völlig von seiner früheren Bedeutung als Vorabend von Allerheiligen verloren und wurde von den Kindern zur willkommenen Gelegenheit "adaptiert", phantasievolle Kostüme anzuziehen, Laternen aus Kürbissen ("jack-o-lanterns") zu schnitzen, von Haus zu Haus zu wandern, um dort mit freilich wenig einschüchternden Drohungen die Herausgabe von Süßigkeiten und Früchten zu "erpressen" ("trick-or-treating" – "Streich oder Bewirtung"), und sich Geister-Stories erzählen zu lassen. – Und da Kelten, Esoterik im Trend liegen und noch dazu "global" vermarktet werden, hat das Halloween-Fieber in den vergangenen Jahren in vielen Staaten der Erde um sich gegriffen.

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