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Ägypten: Die noch ältere Kunst der Einbalsamierung

Das Rezept, mit dem Tutanchamun und Co. einbalsamiert wurden, hatte schon im alten Ägypten lange Tradition. Forschungen zeigen: Es stammt noch aus der späten Jungsteinzeit.
Naqada-Mumie in Turin

Wenn Ägypter ihre Toten einbalsamierten, folgten sie einem hochkomplexen Prozedere, das den Körper für die Ewigkeit erhalten sollte. Teile dieses Vorgangs hatten offenbar damals schon eine sehr lange Tradition: Sie reichen zurück bis ins fünfte Jahrtausend v. Chr., also in die ausgehende Jungsteinzeit. Die Untersuchung an einer Mumie, die im Ägyptischen Museum in Turin aufbewahrt wird, zeigt nun, dass diese frühe Mumifizierungstechnik zudem geografisch weit verbreitet gewesen zu sein scheint – und das selbst zu einer Zeit, als Ägypten noch ein Flickenteppich von Regionalkulturen war.

Forscher um Stephen Buckley von der University of York haben dazu an der Mumie und den Bandagen Proben genommen und analysiert. Sie fanden Hinweise auf Pinienharz, aromatische Pflanzenextrakte und Pflanzengummi oder -zucker sowie tierische Fette. Das Mengenverhältnis, in dem diese Substanzen auftauchen, findet sich auch zweieinhalb Jahrtausende später an den pharaonischen Mumien, so die Forscher. Demnach scheint es über zahlreiche Generationen weitergegeben worden zu sein.

Laut den Wissenschaftlern sind einige der Bestandteile antibakteriell wirksam, sie könnten darum den Verwesungsprozess verlangsamt haben. Den entscheidenderen Anteil am Mumifizierungsprozess hatte allerdings sicherlich das trockenheiße ägyptische Klima.

Dass die Ägypter jedoch nicht allein auf die Wüstensonne vertrauten, hatten Buckley und Mitarbeiter schon 2014 in einer Studie herausgefunden. Damals hatten sie Gewebeproben von Mumienbandagen aus mittelägyptischen Gräbern analysiert, die aus der Zeit zwischen 4500 v. Chr. und 3350 v. Chr. stammen, und dabei Hinweise auf die Nutzung desselben Einbalsamierungsrezepts gefunden. Für ihre aktuelle Studie im »Journal of Archaeological Science« untersuchten sie die Mumie eines 20- bis 30-jährigen Mannes, die neuen Datierungen zufolge aus den Jahren zwischen 3700 v. Chr. und 3500 v. Chr. stammt und weiter südlich in Oberägypten gefunden wurde. Anders als viele andere »Museumsmumien« sei sie nie chemisch konserviert worden und darum ein ideales Untersuchungsobjekt, so die Forscher.

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