DDR-Geschichte: Die Notizen in der Kirchturmkugel

© Anja Grätz (Ausschnitt)
© Anja Grätz (Ausschnitt)
Die Kirchturmkugel ... | ... auf der Kirche von Gorgast wurde abgebaut, als das Gebäude saniert werden sollte. Zur Überraschung aller enthielt sie maschinen- und handgeschriebene Seiten aus den 1960er Jahren, die der ehemalige Pfarrer Klaus Zebe verfasst hatte: Eine schonungslose und nicht regimekonforme Darstellung der politischen und wirtschaftlichen Situation.
Anja Grätz erkannte schnell, welchen Ärger die maschinen- und handgeschriebenen Seiten dem Geistlichen hätten einhandeln können. Klaus Zebe verfasste regimekritische Zeitzeugnisse, die schonungslos die schlechte wirtschaftliche Lage und die gesellschaftliche Anspannung dokumentierten: "Eine tiefe Niedergeschlagenheit bemächtigt sich der Bevölkerung", schrieb er unter anderem. "Immer noch mangelnde Technik, der Arbeitskräftemangel und das dauernde Hineinreden von Leuten, die nichts von der Landwirtschaft verstehen."
© Anja Grätz (Ausschnitt)
Die Notizen ... | ... tauchten auf, als die Mitarbeiter die Kirchturmkugel öffneten. Klaus Zebe hatte sie dort kurz nach dem Mauerbau hinterlegt – seither schwebten sie über dem Dach der inzwischen denkmalgeschützten Kirche.
Tabea Rueß
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