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»Die Kuh«: Die platteste Explosion aller Zeiten

Ein mysteriöses, als »die Kuh« bezeichnetes Objekt ist jetzt noch rätselhafter. Polarisiertes Licht deutet darauf hin, dass die Explosion keinen runden Feuerball bildete, sondern scheibenförmig war.
Illustration von AT2018cow
Illustration der sehr flachen Explosion der »Kuh«, die sich stark von normalen Supernovae unterscheidet.

Explosionen im Weltall sind eigentlich ungefähr kugelförmig – einfach weil Sterne und andere explosionsfähige Objekte gemeinhin sphärisch sind. Doch nun haben Fachleute eine Ausnahme beobachtet: eine gewaltige Supernova, deren Explosion außerordentlich flach war. Wie ein Team um Justyn R. Maund von der University of Sheffield jetzt berichtet, deutet das stark polarisierte Licht der 2018 beobachteten Sternexplosion AT2018cow darauf hin, dass sich die Explosion für eine kurze Zeit scheibenförmig ausbreitete. Für das beobachtete Ausmaß an Polarisation müsse der Durchmesser der Scheibe etwa zehnmal so groß gewesen sein wie ihre Dicke, schreibt die Gruppe in ihrer nun in den »Monthly Notes of the Royal Astronomical Society« erschienenen Veröffentlichung. Bisher hielten Fachleute derart von der Kugelform abweichende Explosionen für unmöglich.

Schon vor dieser Entdeckung war das Objekt AT2018cow, in Fachkreisen als »die Kuh« bezeichnet, eines der exotischeren am Himmel. Die energiereiche Explosion war im Juni 2018 bei einer Durchmusterung des Himmels in einer Galaxie im Sternbild Herkules entdeckt worden. Sie war eine Kernkollaps-Supernova. Bei solchen Ereignissen kollabiert der Kern eines extrem massereichen Sterns unter seiner eigenen Masse und die Stoßwelle des Zusammenbruchs bläst die Außenschichten des Sterns mit enormer Gewalt nach außen. Allerdings war die Kuh schneller und heller als vergleichbare Supernovae. Binnen drei Tagen wurde sie 100-mal so hell wie eine normale Kernkollaps-Supernova. Fachleute identifizierten die Kuh als schnellen blauen Transienten (FBOT, fast blue optical transient).

FBOTs sind quasi unbotmäßige Supernovae – Sternexplosionen, die sich nicht so verhalten, wie sie sollen. Viel mehr ist über sie nicht bekannt, denn sie sind extrem rar. Die Kuh ist erst die fünfte ihrer Art und das erste derartige Ereignis, bei dem die Polarisierung des Lichts Informationen über den Ablauf der Explosion liefert. Zur Erhellung trägt die neue Entdeckung allerdings vorerst nicht bei. »Sie sind seltsam, und diese neue Beobachtung macht sie sogar noch seltsamer«, sagt Erstautor Justyn Maund laut einer Pressemitteilung seiner Universität. Es gebe aber ein paar mögliche Erklärungen. »Die beteiligten Sterne könnten kurz vor der Explosion eine Scheibe gebildet haben«, erklärt er, »oder sie sind gescheiterte Supernovae, bei denen der Kern des Sterns zu einem Schwarzen Loch oder Neutronenstern kollabiert und dann den Rest des Sterns frisst.«

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