Direkt zum Inhalt

News: Die Rosetta-Mission

Mit einem Jahr Verspätung startet in wenigen Tagen die europäische Rosetta-Sonde zum Kometen Tschurjumow-Gerasimenko. Zwar ist es nicht die erste Mission zu einem der Eisbrocken aus den Anfangstagen des Sonnensystems, aber in mancherlei Hinsicht ist es doch eine Premiere. So soll zum ersten Mal ein Landemodul an einem Kometen festmachen.
Rosetta-Mission
Die ESA-Mission Rosetta zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko ist als Nachfolger der erfolgreichen Giotto-Mission konzipiert. Giotto passierte in den achtziger Jahren in nur 600 Kilometern Entfernung den Halley'schen Kometen und schoss dabei erstmals aus nächster Nähe Bilder von einem Kometenkern. Rosetta geht einen Schritt weiter: Mit Philae, dem Landemodul von Rosetta, soll 2014 erstmals ein Raumfahrzeug auf einem Kometen abgesetzt werden. Dort soll es sich festhaken, Bodenproben nehmen, diese analysieren und den Kometenkern aus nächster Nähe in Augenschein nehmen. Zuvor muss die Sonde jedoch rund fünf Milliarden Kilometer zurücklegen.

Zeugen der Vergangenheit

Kometen gelten als die ältesten und ursprünglichsten Himmelskörper. Sie sind im Prinzip nichts anderes als riesige schmutzige Schneebälle aus Eis und unterschiedlichen gefrorenen Gasen, die mit staubartigen Partikeln vermischt sind. Ihre Zusammensetzung hat sich in den letzten 4,5 Milliarden Jahren nicht sehr verändert, sodass eine Analyse Aufschlüsse über das frühe Sonnensystem liefern kann.

Die Reise

Da Rosetta ihren Kometen möglichst weit draußen im Sonnensystem abfangen soll und keine verfügbare Antriebsquelle über genug Schub verfügt, sodass der Zielkomet direkt zu erreichen wäre, gleicht die komplizierte Flugbahn der Mission einem kosmischen Planeten-Billard. Nach dem Start vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou wird die Mission mehrere so genannte Swing-By-Manöver ausführen. Dabei handelt es sich um nahe Vorbeiflüge an großen Himmelskörpern, die der Sonde zusätzlichen Schwung für ihre lange Reise verleihen.

Erst im Juli 2014 wird sich Rosetta voraussichtlich Tschurjumow-Gerasimenko nähern, einen Monat später, im August, schwenkt sie in eine Umlaufbahn um diesen ein. Auf dem Weg zu Tschurjumow-Gerasimenko soll zumindest ein Asteroid unterwegs besucht werden. Die Wahl wird jedoch erst nach dem Start getroffen, weil dann die dafür verfügbare Treibstoffmenge genauer bestimmbar ist.

Die Landung

Wenn Rosetta den Kometen erreicht, ist dieser etwa drei Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt, also dreimal weiter als die Erde von der Sonne – oder 450 Millionen Kilometer. Mit der Vermessung und Kartierung des Kometen durch den Orbiter beginnt hier die eigentliche wissenschaftliche Mission. Ist ein Landeplatz für Philae gefunden, wird die Landeeinheit von der Rosetta-Sonde abgetrennt. Bei der Landung drückt eine Düse Philae gegen den Kometen, sodass ein Zurückprallen verhindert wird. Zusätzlich werden zwei Harpunen in den Kometen geschossen, mit denen sich Philae fest verankert. Der Orbiter umrundet den Kometen weiterhin in einem Abstand von ein bis zehn Kilometern auf einer elliptischen Umlaufbahn und untersucht den Eisbrocken auf seinem Weg zur Sonne.

Dazu verfügt der Orbiter über zwölf wissenschaftliche Instrumente zur Fernerkundung: Die Kameras und Spektrometer arbeiten dabei in einem breiten Bereich des elektromagnetischen Spektrums. Mit Massenspektrometern, Instrumenten zur Isotopenanalyse und Staubanalysatoren wird die Zusammensetzung von Staub und Gas erforscht. Ein Plasma-Detektor ermittelt die Wechselwirkung mit dem Sonnenwind.

Philae

Die Hauptaufgabe der Landeeinheit Philae ist die Vor-Ort-Analyse des Kometenmaterials. Philae soll insbesondere Element- und Isotopenverteilung, organische Moleküle sowie Minerale und Eise untersuchen. Aber auch der Struktur und Oberflächen-Beschaffenheit des Kometen soll Philae ihre Aufmerksamkeit schenken, denn bislang hat noch niemand den Kern eines Kometen aus nächster Nähe gesehen. Der Lander ist so konstruiert, dass er etwa sechs Monate lang die harten Umweltbedingungen auf der Kometenoberfläche aushalten kann. Mit etwas Glück bleibt er länger funktionsfähig, was für die Wissenschaftler ein enormer Gewinn wäre.

Dem Lander stehen insgesamt drei Instrumente zur Analyse der Kometenmaterie zur Verfügung, sowie vier für die Struktur-Analyse. Die Energie für die Experimente stammt unter anderem von Solarzellen, mit denen der Lander auf fast allen Seiten verkleidet ist. Außerdem führt Philae Primär- und Sekundärbatterien zum Zwischenspeichern der Energie mit. Die Übertragung der wissenschaftlichen Ergebnisse erfolgt per Funk über den Orbiter zur Erde.

Richtung Sonne

Lander und Orbiter fliegen fortan gemeinsam mit dem Kometen Richtung Sonne, um die mit der Erwärmung zunehmende Ausgasung und Staubentwicklung, die Bildung des Kometenschweifs, genauer zu untersuchen. Im August 2015 wird der sonnennächste Punkt (Perihel) der Kometenbahn erreicht. Zum Jahresende 2015 soll auch die Mission ihr Ende finden.

Verzögerung

Rosettas Start hätte eigentlich schon vor gut einem Jahr stattfinden sollen – und zwar zum Kometen Wirtanen. Wegen eines Fehlstarts der neuen Ariane-5-Rakete im Dezember 2002 und der sich hieraus ergebenden Überprüfung musste der Start jedoch damals verschoben werden. Wirtanen war nicht mehr zu erreichen, ein anderer Komet musste ausgewählt werden.

Sollte der Start nicht zu dem ersten möglichen Termin am 26. Februar um 8.36 Uhr MEZ erfolgen, so bleibt das Startfenster noch bis zum 24. März 2004 offen. In dieser Zeit gibt es mehrere mögliche Starttermine, mit denen der Zielkomet erreicht werden kann.

Kosten der Mission

Die ESA-Gesamtkosten für die Rosetta-Mission betragen rund 770 Millionen Euro. Dazu kommen die Kosten für den Lander und für nationale Beiträge zu den jeweiligen wissenschaftlichen Experimenten, sodass mit einem Gesamtvolumen von rund einer Milliarde Euro zu rechnen ist. Als wissenschaftlich und industriell wichtigste Nation der Rosetta-Mission trägt Deutschland einen Beitrag von 290 Millionen Euro.

Der Zeitplan in der Übersicht

26. Februar 2004, 8:36 Uhr MEZStart
März 2005Erstes Swing-by-Manöver an Erde
März 2007Swing-by-Manöver an Mars
November 2007Zweites Swing-by-Manöver an Erde
November 2009Drittes Swing-by-Manöver an Erde
Juli 2011Sonde wird in "Winterschlaf" versetzt
Januar 2014Sonde wird aufgeweckt
Mai 2014Rendezvous-Manöver
August 2014Rosetta schwenkt in Umlaufbahn um Kometen und beginnt dessen Kartierung
November 2014Philae landet auf Kometen
August 2015Perihel-Passage
Dezember 2015Missionsende

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.