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News: Die Veränderung des Schlafes kommt früher als erwartet

In den ersten Lebensmonaten schlafen alle Menschen fast pausenlos und die Ruhephase wird nur für noch größere Bedürfnisse unterbrochen. Doch die Verschlafenheit nimmt schnell ab und wandelt sich bei vielen älteren Menschen sogar bis zur Schlaflosigkeit. Während der Lebensspanne ändert sich das Schlafverhalten von Männern in zwei Schüben. Bereits beim Übertritt vom jungen Erwachsenen zu einem Mann in mittleren Jahren lässt die Qualität des Schlafes nach, was mit einer verminderten Freisetzung körpereigener Wachstumshormone einhergeht. Der zweite Sprung findet ab dem fünfzigsten Lebensjahr statt und führt sogar zu verkürzten Schlafphasen, in denen der Körper auch seinem Hormonsystem keine Verschnaufpause gönnt. Die Folge sind Gedächtnisverlust und erhöhte Anfälligkeit für Diabetes durch Zurückhalten von Insulin.
Schlaf dient nicht nur der Schönheit – wie zumindest eine Binsenweisheit behauptet – sondern an erster Stelle der Erholung des Organismus von den Abenteuern und Strapazen des Tages. Während in jungen Jahren der Schlaf meistens ungestört und erholsam ist, werden die Ruhephasen für den menschlichen Körper mit zunehmenden Alter jedoch immer kürzer und wandeln sich auch in ihrer Qualität. Bisher war bekannt, dass ältere Menschen weniger schlafen als junge, nachts zwischendurch aufwachen und die Tiefschlafphasen im Vergleich zum so genannten leichten Schlaf abnehmen.

Doch bisher brachten die Forscher den Rückgang der Schlafqualität und -quantität generell mit einem fortgeschrittenen Alter in Verbindung. Eve Van Cauter und ihr Team von der University of Chicago haben nun die entsprechenden Zeitpunkte näher eingegrenzt. Die Forscher analysierten hierzu Daten von Schlafstudien an 149 gesunden Männern im Alter von 16 bis 83 Jahren aus den Jahren 1985 bis 1999. Hierbei konnten sie zwei Altersstufen feststellen, an denen sich der Schlaf veränderte.

Die erste Stufe, in der sich der Schlaf verschlechterte, entdeckten die Wissenschaftler bereits beim Übergang vom jungen Erwachsensein – zwischen 16 und 25 Jahren – zu den mittleren Jahren zwischen dem 35. bis 50. Lebensjahr. Während sich die Gesamtlänge des Schlafes zu diesem Zeitpunkt nicht ändert, so nimmt doch das Verhältnis von leichtem zu tiefem, erholsamen Schlaf ab. In Zusammenhang mit den verminderten Tiefschlafphasen verringert sich auch die Freisetzung vom Wachstumshormon Somatotropin im Körper, denn dieses Hormon wird in erster Linie während des Tiefschlafes aus dem Hypothalamus ins Blut abgegeben. Im Alter von 45 Jahren haben die meisten Männer schon die Fähigkeit verloren, lange genug tief zu schlafen. Als Konsequenz aus der Veränderung der Schlafqualität zeigen Männer dieses Alters auch sehr geringe Mengen an Wachstumsfaktoren, was Wissenschaftler mit einem Verlust an Muskelmasse, erhöhter Fettleibigkeit und reduzierter körperlicher Bewegungskapazität in Verbindung bringen.

Die zweite Phase in der sich der Schlaf verschlechterte, ereignet sich nach Meinung der Wissenschaftler nach dem fünfzigsten Geburtstag. Dabei nimmt auch die Gesamtschlaflänge ab: pro Jahrzehnt um etwa eine halbe Stunde. Im Gegensatz zu Jugendlichen gehen auch die Phasen des so genannten rapid eye movement (REM) um mehr als 50 Prozent zurück. Der Verlust an REM-Schlaf scheint mit einem abendlich erhöhten Spiegel des Stresshormons Cortisol – das die Aufmerksamkeit und Alarmbereitschaft schärft – einherzugehen. Normalerweise ist der Hormonspiegel am Morgen am höchsten und sinkt während des Tages bis zu einem sehr geringen Grad am Abend, um dem System Zeit zu geben, sich zu erholen. Mit verkürzter REM-Phase verliert der Körper zunehmend die Fähigkeit, abends zur Ruhe zu kommen (Journal of the American Medical Association vom 16. August 2000).

Wenn die Produktion von Stresshormonen nachts nicht mehr gedrosselt ist, dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, im Alter an Diabetes zu erkranken und an Gedächtnisverlust zu leiden. Die Kenntnis vom Zusammenhang zwischen Änderungen des Schlafes und dem Alter ermöglicht es den Wissenschaftler eventuell, in Zukunft in den Alterungsprozess einzugreifen.

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