Eisplaneten: Die Winde auf Uranus und Neptun haben flache Wurzeln

Schon seit Langem ist bekannt, dass die Wolkenoberflächen der vier Gasplaneten des Sonnensystems von ausgeprägten Jetstreams dominiert werden. Sie erzeugen das für diese Planeten so typische Muster aus Wolkenbändern und Zonen. Unklar war bisher, wie weit diese Strukturen in das Innere der Gasplaneten hineinreichen. Nun fanden Forscher um Yohai Kaspi am Weizmann Institute of Science in Israel durch Modellrechnungen und Datenauswertungen heraus, dass zumindest bei Uranus und Neptun das Wettergeschehen in flachen Regionen nahe der Oberfläche der beiden Eisriesen stattfindet.
Wie aber kann man aus Daten über das Schwerefeld von Uranus und Neptun auf den Aufbau der Atmosphäre schließen? Schon vor rund 100 Jahren hatten sich Physiker wie Geoffrey Ingram Taylor und Joseph Proudman Gedanken darüber gemacht, wie sich das Innere von rotierenden Flüssigkeiten verhält. Diese Gedanken wurden 1976 vom Fluiddynamiker Fritz Busse aufgenommen. Ihm war aufgefallen, dass sich schwache differenzielle Bewegungen in einer schnell rotierenden Flüssigkeit annähernd parallel zur Rotationsachse ausrichten. Dabei müssen die Oberflächen konstanter Dichte annähernd horizontal ausgerichtet sein. In einem kugelförmigen Planeten würden sich so koaxiale Hohlzylinder ausbilden, die parallel zur Rotationsachse des Himmelskörper orientiert sind und mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten rotieren. Die Annahme gilt allerdings nur unter der Voraussetzung einer konstanten Dichte der Flüssigkeit.
Die Auswertung durch Kaspi und seine Koautoren zeigt nun, dass sich das Schwerefeld beider Planeten am besten mit einem Bewegungsmuster vereinbaren lässt, das auf die obersten 1000 Kilometer beschränkt ist. Bei Radien von je rund 25 000 Kilometern findet das Wettergeschehen somit in einer recht dünnen Schicht an der Oberfläche statt. Inwieweit diese Erkenntnisse auch für die beiden Gasriesen Jupiter und Saturn gelten, wird sich nur durch neue detaillierte Messungen ihrer Schwerefelder durch Raumsonden ermitteln lassen. Für Jupiter soll dies die US-Raumsonde Juno durchführen, die im Jahr 2017 in eine enge Bahn um den Riesenplaneten eintreten wird. Bei Saturn ist geplant, die schon seit 2004 im Umlauf befindliche Sonde Cassini im Jahr 2017 in sehr engen Umläufen den Ringplaneten umkreisen zu lassen, bis sie schließlich in dessen Atmosphäre eintritt und verglüht.
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