Direkt zum Inhalt

News: Die Wissenschaft hinter dem Glauben

Jesus Christus und gerade sein Tod haben auch Wissenschaftler schon immer fasziniert. Nun stellte ein italienischer Arzt eine Hypothese über das Sterben Christi auf, durch die einige Zweifel an der historischen Korrektheit der ersten biblischen Kreuzigungsberichte ausgeräumt würden. Dabei greift er auf Untersuchungen am Turiner Grabtuch zurück. Und gleichzeitig erscheint ein Buch, in dem gezeigt werden soll, daß diese wichtige christliche Reliquie entgegen allen Zweifeln doch echt ist.
Die Diskussion um das Turiner Grabtuch beschäftigte in den letzten Jahren viele christliche und auch wissenschaftliche Gemüter. Das umstrittene Tuch wird vom 18. April bis zum 14. Juni 1998 im Turiner Dom in Italien ausgestellt werden. Und rechtzeitig zu dieser Ausstellung erscheint auch ein Buch der italienischen Archäologin Maria Grazia Siliato, in welchem die Echtheit des Grabtuches diskutiert wird.

Die Archäologin hält die These, das Turiner Grabtuch sei eine mittelalterliche Fälschung, für widerlegt. Bei der Untersuchung eines Stückchen Stoffs aus der Reliquie nach der Radiocarbon-Methode hätten die Wissenschaftler ausgerechnet eine Stopfstelle erwischt – daher die Datierung auf das Mittelalter. Mittlerweile habe sich herausgestellt, daß der untersuchte Stoff ein Gewicht von 49 Milligramm pro Quadratzentimeter besitze, das restliche Tuch jedoch 25 Milligramm pro Quadratzentimeter.

In ihrem Buch beschreibt und analysiert Siliato den genauen Weg des Tuches. Unter anderem geben Staubpartikel und Pollen im Stoff Hinweise auf die Orte, in denen sich die Reliquie im Laufe der Geschichte befunden hat. Das Tuch muß demnach in Konstantinopel, in Edessa, am Toten Meer, im Jordantal und in Jerusalem gelagert worden sein. Die Forscherin geht aber auch der rätselhaften Inschrift "Jesus Nazarenus" nach, die nach ihrer Meinung unmittelbar nachdem der Leichnam in das Grabtuch eingwickelt worden war, auf dieses Tuch aufgebracht wurde.

Doch nicht nur die Frage, ob berühmte Reliquien tatsächlich echt sind oder nicht, beschäftigt die Wissenschaft. Auch biblische Texte werden manchmal mit einem kritischen Blick betrachtet. Ein Beispiel sind die ersten Kreuzigungsberichte, an deren historischer Korrektheit schon Zweifel geäußert wurden. Im Markusevangelium ist von einem lauten Schrei des Gekreuzigten unmittelbar vor seinem Tode die Rede, der bei einem Erstickungstod am Kreuz kaum möglich gewesen wäre. Bei der Aufklärung dieses Widerspruches nutzte der italienische Arzt Nicolo Cinquemani gerade das Turiner Grabtuch, von dessen Echtheit Siliati überzeugt ist. Er geht ebenfalls von der Annahme aus, daß das weltberühmte Leinentuch tatsächlich den Leichnam Christi umhüllte und der Abdruck eines Gefolterten dessen Abbild darstellt. Aufgrund von Verletzungs- und Blutspuren in der rechten Hälfte des Oberkörpers ergibt sich nach seiner Analyse, daß sich der Hingerichtete kurz vor der Kreuzigung schwer verletzt haben muß.

Cinquemani vermutet, daß Jesus während des Kreuzwegs gestürzt sein könnte, so daß sich einer der vorab in das Holz geschlagenen Nägel in seinen Brustkorb bohrte. Die dadurch hervorgerufene innere Blutung im Brustraum habe bei der Kreuzigung rasch zum Tode geführt. Jesus sei also nicht wie andere Gekreuzigte durch langsames Ersticken gestorben. Und das würde dann den überlieferten Schrei am Kreuz erklären. So fügt sich nach einem Teil des Puzzles wieder das nächste ein.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.