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News: Die zwei Gesichter der Aerosole

In der Vergangenheit wurde wiederholt darüber spekuliert, ob Aerosole möglicherweise der globalen Erwärmung entgegenwirken, indem sie die irdische Atmosphäre "heller" machen und somit mehr Sonnenenergie zurück ins All reflektieren. Die neuesten Ergebnisse des Satelliten-gestützten Indian Ocean Experiment (INDOEX) zeigen allerdings, dass dies nur die halbe Wahrheit ist.
Aerosole sind Ausdruck zunehmender Luftverschmutzung. So stammen allein über den tropischen Regionen des Indischen Ozeans drei Viertel des Dunstes aus Fabrikschornsteinen, Autoauspuffen oder brennenden Wäldern. An den Aerosolen, dem Dunst aus Salz, Staub, Ruß und allerlei anderen Partikel, wird das Sonnenlicht gestreut und reflektiert, und es liegt somit nahe, der traurigen Entwicklung etwas Gutes abzugewinnen. Smog als wirksames Mittel gegen die globale Erwärmung?

In der Tat absorbieren und reflektieren die Partikel in der Atmosphäre bis zu zehn Prozent der Sonnenenergie, die also die Erdoberfläche nicht erreicht und deshalb hier zu einer Abkühlung führt. Jetzt erkannten Forscher des Indian Ocean Experiment (INDOEX) jedoch die Kehrseite dieser Medaille: Denn gleichzeitig lassen die Aerosole den Anteil der in der Atmosphäre absorbierten Strahlung um 50 Prozent ansteigen. Die Erwärmung der Atmosphäre übertrifft die Abkühlung der Erdoberfläche demnach um mehr als das Dreifache. Das ergab die kombinierte Auswertung von Boden-, Luft- und Satellitendaten.

K. Rajeev vom Vikram Sarabhai Space Center im indischen Bundesstaat Kerala und Veerabhadran Ramanathan von der Scripps Institution of Oceanography beobachteten mithilfe des Clouds and Earth's Radiant Energy System (CERES) an Bord der TRMM- (Tropical Rainfall Measuring Mission) und Terra-Satelliten, dass die verunreinigten Luftschichten über dem nördlichen Indischen Ozean im Vergleich zur klaren Atmosphäre zwar mehr Sonnenenergie reflektierten, dass sie aber gleichzeitig auch doppelt soviel Energie absorbierten. Vor allem Rußpartikel seien für diesen Effekt verantwortlich. Mithilfe der drei CERES-Sensoren sind die Forscher in der Lage, die Albedo der Atmosphäre auf ein Prozent genau zu bestimmen.

Das INDOEX-Experiment soll klären, ob die Erde langfristig heller oder dunkler wird und welche Folgen dies für das Klima hat. Die Region um den indischen Subkontinent herum bietet dafür die idealen Voraussetzungen. Hier leben 1,5 Milliarden Menschen, deren Aktivität zu einer Dunstwolke führt, die so groß ist wie ganz Europa. Nur ein Viertel der Partikel sind hier natürlichen Ursprungs.

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