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News: Digital handsigniert

Wie identifiziert ein Computer seinen Benutzer? Über ein Passwort oder eine PIN. Und wie geht man sicher, dass zwei Unterschriften vom selben Menschen stammen? Über einen Vergleich spezifischer Merkmale in der Schrift. Aber Passwörter oder PINs können in falsche Hände geraten und Unterschriften können gefälscht werden. Eine neue Methode, bei der über einen elektronischen Stift verschiedene Faktoren während des Unterzeichnens aufgenommen werden, könnte für alle Fälle einen Ausweg bieten.
Sieht Ihre Unterschrift immer gleich aus? Denken Sie einmal zehn Jahre zurück. Oder auch nur ein paar Tage, als am Bankschalter so wenig Platz war – und schon kippten Ihre Buchstaben nach links. Für einen Menschen ist ihr Name dann zwar immer noch lesbar, aber automatische Systeme, mit denen die Richtigkeit von Unterschriften überprüft wird, geraten bei solch kleinen Unregelmäßigkeiten durchaus in Schwierigkeiten.

Darum haben sich die Entwickler bei WonderNet in Bnei Brak, Israel, etwas Neues einfallen lassen. Unterschrieben wird nun mit einem elektronischen Stift. Über ein flaches Graphiktablett, das Gitter aus Leiterbahnen enthält, wird nicht nur der Schriftzug an sich aufgezeichnet, sondern auch seine Taktgeschwindigkeit, der Rhythmus der Stiftbewegungen und sogar die Höhe, in der er zwischen den Wörtern über der Unterlage schwebt. Jeder einzelne Faktor wird digital gespeichert und alle zusammen ergeben dann eine vollständige, einzigartige Beschreibung der Unterschrift eines Menschen. Zur Sicherheit werden die Daten anschließend verschlüsselt, so dass sie ohne Risiko gespeichert und übertragen werden können. Abbildungen der Originalunterschrift zum Beispiel in Form von Kopien werden so überflüssig (New Scientist vom 26. Februar 2000).

Um ganz sicher zu gehen, muss der Betroffene drei Schriftproben abgeben. Das System lernt die Veränderungen, indem es sich merkt, in welchen Formen sich Veränderungen andeuten. Wenn jemand dann zum Beispiel unter einem anderen Winkel als normal signiert, überprüft das Programm, ob die Originalunterschrift nur gedreht ist, und berechnet die Wahrscheinlichkeit, dass die Unterschrift tatsächlich echt ist.

Mit dieser digitalen Unterschrift können Graphologen nicht nur die Richtigkeit von Dokumenten überprüfen. Sie könnte auch dazu dienen, Personen eindeutig zu identifizieren – an Stelle von Passwörtern oder vierstelligen Ziffernfolgen wie den PINs der EC-Karte, die man im entscheidenden Moment gern vergisst.

Laut Erik Rees, Vorsitzender des British Institute of Graphologists, wäre es ein riesiger Fortschritt, wenn das System tatsächlich auch geringe Unterschiede in Unterschriften feststellen könnte. Doch er mahnt zur Vorsicht: "Wenn es einmal eine Unterschrift abgelehnt hat, denke ich, sollte die weitere Beurteilung ihrer Richtigkeit von einem Menschen durchgeführt werden." Schließlich soll man ja nicht alles glauben, was geschrieben steht.

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