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News: Dinosaurier mit Entenschnabel

Wer über zwei Meter hoch und viereinhalb Meter lang ist, wird sich wohl kaum von Gras und Schnecken ernähren, möchte man meinen. Doch weit gefehlt. Ausgerechnet ein Verwandter des berüchtigten Tyrannosaurus rex legte offenbar wenig Wert auf fleischige Beute, sondern nutzte womöglich seinen schnabelartigen Kiefer, um nach Algen und kleinen Wirbellosen in seiner feuchten Heimat zu gründeln - ganz so, wie es Enten heute tun.
Nicht alle Dinosaurier waren wilde Räuber, auch wenn viele Filme, Bilder oder Beschreibungen diesen Eindruck wecken. In der Gruppe der Ornithomimiden – der "Vogelnachahmer" – gibt es einige Vertreter, die einen zahnlosen, schnabelartigen Kiefer besaßen. Forscher rätselten daher schon länger, wovon sich diese kreidezeitlichen, straußenähnlichen Tiere ernährten. Denn sie gehören, zusammen mit etwas ursprünglicheren, zähnetragenden Verwandten, zu den Theropoda – jener Abstammungslinie, die auch den allseits bekannten Tyrannosaurus rex und andere beeindruckende Raubsaurier enthält.

Mark Norell vom American Museum of Natural History und seine Kollegen nahmen nun die Mundhöhle solcher schnabeltragenden Saurier genauer unter die Lupe. Ihnen standen zwei bemerkenswert gut erhaltene Exemplare zur Verfügung – ein 1995 in Kanada entdeckter Ornithomimus edmontonicus sowie ein aus der Mongolei stammender Gallimimus bullatus, der im Jahr 2000 ausgegraben wurde.

An beiden Fossilien waren noch Überreste von Keratin-Strukturen zu erkennen, die offenbar als Hornscheiden die Schnabelränder auskleideten. Ornithomimus edmontonicus besitzt auf der unteren und oberen Kiefernhälfte bis zu 3,5 Millimeter breite Hornplatten. Die Knochen sind in diesem Abschnitt deutlich körnig, ein Zeichen für eine ausgedehnte Innervierung. Bei Gallimimus bullatus zeigten sich kleine Fortsätze, die wie die Borsten einer Bürste etwa einen halben Millimeter auseinander liegen und bis zu 5,6 Millimeter abstehen.

Ganz ähnliche Gebilde in Form von Hornlamellen weisen die Schnäbel von Enten auf, berichten die Forscher. Daraus schließen sie, dass die beiden Dinosaurier sich vergleichbar ernährten – indem sie mit dem Schnabel in Pfützen, Flüssen oder Teichen gründelten und dabei Kleintiere und Wasserpflanzen heraussiebten. Dazu passt, dass die zwei Arten vorwiegend in den Ablagerungen ehemalig feuchter Regionen auftreten, in Trockengebieten aber weitgehend fehlen. Und selbst wenn die Tiere die Hornscheiden nicht als Filterapparat nutzten – große Beutetiere haben sie damit wohl kaum gejagt.

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