Körpertemperatur: Dinosaurier waren sehr wahrscheinlich Warmblüter
Auf eine Frage haben Paläontologen bisher noch keine klare Antwort gefunden: Waren die Dinosaurier nun Warm- oder Kaltblüter? Regulierten sie ihre Körpertemperatur also eher wie heutige Reptilien, die wechselwarm sind und Sonnenwärme brauchen? Oder ähnelten die Dinosaurier mehr ihren letzten Nachfahren, den Vögeln? Diese sind wie die Säugetiere gleichwarm. Das heißt, sie produzieren ihre Körperwärme über eine ausreichend hohe Nahrungsaufnahme. Um das Rätsel zu lösen, haben Forscher um Robin Dawson von der Yale University und Hagit Affek von der Hebräischen Universität Jerusalem die fossilen Eierschalen von drei Dinosaurierarten untersucht. Wie die Forscher im Fachblatt »Science Advances« berichten, legt die geochemische Zusammensetzung der versteinerten Schalen nahe, dass die meisten Dinosaurier gleichwarm waren.
Die Methode, mit der Dawson und Affek arbeiteten, nennt sich Paläothermometrie. Dazu werden bestimmte Isotope gemessen. Aus deren Zusammensetzung im Kalziumkarbonat der fossilen Eierschalen lassen sich Rückschlüsse auf die Körpertemperatur des Muttertiers ziehen, in dem die Eier entstanden sind. Mit jener Methode haben Paläontologen bereits zuvor fossile Eier untersucht und vermehrt Hinweise darauf gefunden, dass die Saurier Warmblüter waren. Doch solche Studien seien problematisch: »Zur Zeit der Dinosaurier war das globale Klima insgesamt deutlich wärmer als heute«, sagt Hagit Affek. Zudem seien bisher nur Fossilien aus warmen Klimazonen untersucht worden. Wie die Forscherin hinzufügt, würden die Ergebnisse nicht viel darüber aussagen, wie die Dinosaurier ihre Körpertemperatur regulierten. »Ihre Körpertemperatur könnte schlicht eine wechselwarme Reaktion auf das heiße Klima gewesen sein, in dem diese Dinosaurier gelebt haben.«
Anders als in vorangegangenen Studien untersuchten Dawson und Affek deshalb Fossilien aus kälteren Breitengraden, genauer aus der kanadischen Provinz Alberta. Die Forscher haben sich unter anderem die Eierschalen von drei Arten vorgenommen: von 75 Millionen Jahre alten Sauropoden, Theropoden und Vogelbeckensauriern. Das Ergebnis: Die Körpertemperaturen der Arten lagen zwischen 35 und 40 Grad Celsius. Um sicherzugehen, dass nicht auch diese Messungen aus der einstigen, womöglich deutlich höheren Umgebungstemperatur resultierten, prüften die Wissenschaftler ihre These. Sie analysierten versteinerte Schalenweichtiere, die aus denselben Gesteinsschichten stammten wie die Dinoeier. Da Weichtiere Kaltblüter sind, ließ sich an ihnen die damalige Umgebungstemperatur messen. Und die lag offenbar bei 26 Grad Celsius. Damit gehörten die untersuchten Saurier vermutlich zu den Warmblütern.
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