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Expressionismus: Doch kein Kot auf Munch

Edvard Munchs weltberühmtes Bild "Der Schrei" wird von seltsamen weißen Flecken verunziert. Eine Hightech-Untersuchung lüftete endlich das Geheimnis.
"Der Schrei" von Edvard Munch und das Geheimnis der weißen Flecken

Vier Versionen des Bilds "Der Schrei" malte der norwegische Expressionist Edvard Munch; die älteste und berühmteste davon hängt heute im Norwegischen Nationalmuseum in Oslo. Das Gemälde unterscheidet sich allerdings noch in einem besonderen Detail von den anderen Exemplaren, dessen Herkunft über Jahrzehnte rätselhaft war: Auf der Oberfläche finden sich einige weiße Spritzer, etwa am rechten Arm der schreienden Person. Da Munch mit Vorliebe im Freien malte und seine Bilder auch gerne den Kräften der Natur aussetzte, mutmaßten nicht wenige Experten, dass es sich bei den Flecken eventuell um Vogelkot – beispielsweise einer Möwe – oder vielleicht nur einfache Farbspritzer handeln könnte. Eine Studie von Tine Frøysaker von der Universität Oslo und ihrem Team klärte das Rätsel mit Hilfe eines Röntgenscanners vom DESY in Hamburg.

Demnach stammten die Farbkleckse keineswegs von den Ausscheidungen eines gefiederten Kunstbanausen, wogegen zuvor immerhin auch schon einige Indizien sprachen – schließlich ist Vogelkot ziemlich ätzend und hätte entsprechend die ursprüngliche Farbe des Bilds angegriffen, was nicht der Fall ist. Im sehr energiereichen Röntgenlicht des Hamburger Röntgensynchrotrons zeigte sich an entnommenen Partikelproben zudem sehr schnell, dass Farbe ebenfalls ausgeschlossen werden konnte. In den Flecken fanden sich keine weißen Pigmente oder Kalzium, welche für damalige weiße Künstlersubstanzen typisch waren. Das Streumuster der Röntgenstrahlen offenbarte, dass es sich tatsächlich um Kerzenwachs handeln musste. Vergleichstest mit echtem Vogelkot bestätigten diesen Verdacht: Das Material streute das Röntgenlicht ganz anders als Wachs. Die Spritzer waren sehr wahrscheinlich aus Versehen durch tropfendes Kerzenwachs im Künstleratelier auf das Werk gelangt, so die These der Forscher

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