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News: Doppelt einsatzfähig

Proteine sind nicht immer nur auf eine Aufgabe spezialisiert, sie können vielfältige Pflichten erfüllen. So auch das aus der Krebsforschung bekannte BRCA2, von dem Forscher annehmen, dass es an der DNA-Reparatur beteiligt ist. Neuen Ergebnissen zufolge greift es auch in die Zellteilung ein und verzögert den Prozess.
BRCA2 ist Krebsforschern schon länger bekannt. Das Gen spielt offenbar bei vererbbaren Formen von Brust- und Eierstockkrebs eine Rolle – welche genau, konnten die Wissenschaftler jedoch noch nicht bis ins Detail klären. Sie vermuten, dass es an der Reparatur beschädigter DNA beteiligt ist.

Doch das scheint nicht seine einzige Aufgabe zu sein. Wissenschaftler um Ramin Shiekhattar vom Wistar Institute sind noch einer weiteren Funktion auf die Spur gekommen: Wenn das Protein BRCA2 inaktiviert ist, verzögert sich die Zellteilung. Bei ihrer Untersuchung stießen die Forscher zudem noch auf ein weiteres Gen, dessen Protein BRAF35 denselben Effekt hervorruft. Womöglich handelt es sich auch dabei um ein Krebsgen, denn es befindet sich an einer bestimmten Stelle auf Chromosom 19 – bei vielen Fällen von Eierstockkrebs treten dort Abweichungen auf.

Die Wissenschaftler synchronisierten den Zellteilungszyklus, indem sie alle Zellen vorübergehend in einer bestimmten Phase stoppten. Dann fügten sie spezifische Antikörper hinzu, welche an BRCA2 und BRAF35 binden und so die beiden Proteine außer Kraft setzen. Zwölf Stunden, nachdem sich die Zellteilung wieder fortsetzen durfte, hatten 80 Prozent der Kontrollzellen die Mitose erfolgreich abgeschlossen. In den mit Antikörpern behandelten Zellen hingegen kam der Prozess nur schleppend in Gang, denn hier hatten nur 50 Prozent den Zyklus vollendet. Nach 14 Stunden hatten sich immerhin 90 Prozent geteilt. Zwar hing immer noch ein Großteil der Zellen im Vergleich zur Kontrollgruppe hinterher, aber der Abstand verringerte sich – sie holten auf.

"Interessanterweise führte das Neutralisieren der beiden Proteine zu einer deutlichen Verzögerung der Mitose, aber es war keine vollständige Hemmung des Zellteilungs-Prozesses", berichtet Shiekhattar. Er schließt daraus, dass die beiden Proteine vielleicht wechselwirken und am selben Vorgang beteiligt sind.

Die Forscher sehen in ihren Ergebnissen keinen Widerspruch zu der Rolle von BRCA2 in der Reparatur geschädigter DNA. "Der Komplex, in dem wir BRCA2 und BRAF35 finden, könnte für die Zelle doppelten Zweck erfüllen", bemerkt Shiekhattar. "Er könnte an beiden Prozessen beteiligt sein, DNA-Reparatur wie Zellteilung. Die Evolution findet meistens Wege, solche Komplexe als Werkzeuge für mehrere Aufgaben zu nutzen, wie ein Schweizer Taschenmesser."

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