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News: Doppelt zugreifen hält besser

Arzneimittelhersteller sind sehr eifrig. Wenn sie ein neues Medikament benötigen, produzieren sie zunächst Millionen von neuen Substanzen. Leider sind nur wenige davon wirksam und kommen weiter als Kandidaten in Frage, während der Großteil verworfen wird. Warum kann man sich nicht aus vorhandenen Wirkstoffen die entscheidenden Molekülteile herauspicken, miteinander kombinieren und erhält ein höchst wirksames Produkt? Doch, das ist möglich, sagen kombinatorische Chemiker. Sie haben Funktionselemente von verschiedenen Molekülen zusammengesetzt und erhielten ein Produkt, das wirksamer ist als die Summe seiner Teile.
Die kombinatorische Chemie bietet eine Reihe beliebter Techniken, wenn Wissenschaftler nach neuen Substanzen suchen. Sie nehmen dafür Grundbausteine der vorliegenden Stoffe und setzen sie neu zusammen, damit möglichst eine viel wirksamere Substanz herauskommt. Allerdings wird die Anzahl der möglichen Kombinationen schnell unhandlich: Spielt man alle Variationen mit uns bekannten Bausteinen durch, ergeben sich 1060 Möglichkeiten für potentielle Wirkstoffe.

Jonathan Ellman von der University of California in Berkely hat sich eine Abkürzung ausgedacht, um schneller die Substanzen mit Wirkung zu finden. Er und seine Kollegen haben gleich die aussichtsreichsten Bausteine genommen. Ausgegangen sind sie von den Oximen, einer Reaktionsgruppe, die man häufig in pharmazeutischen Stoffen findet. Unter 300 Oximen haben sie dann nach einer Substanz geschaut, die das Protein Src bindet. Hierbei handelt es sich um ein Signalprotein, das in Krebszellen und bei Osteoporose vermutlich übermäßig aktiv ist. In Vorversuchen haben die Chemiker die Ausgangs-Oxime getestet. Zehn Prozent von ihnen konnten mäßig gut an das Src binden. Das Bild änderte sich deutlich, wenn die Forscher die Oxime zu Paaren kombinierten. Aus der mittelmäßigen wurde eine feste Bindung. Darüber hinaus war die Erfolgsquote überraschend hoch. Die Gruppe musste nur 4000 Oximpaare synthetisieren, um unter ihnen einige stark bindungsfähige Moleküle zu finden.

Das neue Verfahren ist so vielversprechend, weil es Stoffe produzieren könnte, die an mehreren Stellen ihr Zielmolekül greifen, sagt die Chemikerin Sheila de Witt. Es könnte uns zu höchst wirksamen Substanzen führen. "Wenn die Methode funktioniert, ist sie von unschätzbarem Wert", meint de Witt.

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