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Lügendetektion: Drei Kennzeichen der Geheimhaltung

Wenn wir etwas verschweigen oder zu verschweigen beabsichtigen, manifestiert sich das im Körper in unterschiedlicher Weise.
Ein alter Polygraf, der verschiedene Maße auf einem durchlaufenden Papier aufzeichnet

Wir verraten uns gleich mehrfach, wenn wir eine Information verheimlichen wollen: Beim Entschluss dazu bekommen wir feuchte Hände. Und das Verheimlichen selbst lässt sich am beschleunigten Atem und Herzschlag ablesen. Das berichtet ein israelisches Forschungsteam in der Zeitschrift »Psychological Science«.

Der bekannte Lügenforscher Gershon Ben-Shakhar und seine Kolleginnen von der Hebräischen Universität in Jerusalem hatten 38 Studierende zu einem Experiment eingeladen. Diese bekamen zunächst auf einem Bildschirm Karten mit Symbolen präsentiert und sollten entscheiden, welche der Karten sie »geheim halten« wollten, das heißt, bei welchen sie danach fälschlich behaupten wollten, sie nicht gesehen zu haben.

Der folgende Lügendetektortest lehnte sich an den so genannten Tatwissentest an, bei dem Verdächtige an einen Polygrafen angeschlossen sind, ein Gerät, das verschiedene physiologische Kennwerte aufzeichnet, während er beispielsweise Bilder von Gegenständen vorgelegt bekommt, die nur der Täter kennen kann – etwa von der Tatwaffe oder dem Tatort. Der Täter reagiert auf sie körperlich in der Regel anders als auf ähnliche Gegenstände, die nicht mit der Tat zusammenhängen, wohingegen Unschuldige auf tatbezogene und nicht tatbezogene Dinge im Durchschnitt ähnlich reagieren, weil sie kein Tatwissen haben, so die vielfach bestätigte Theorie.

Mit dem neuen Versuchsaufbau sei es nun gelungen, verschiedene spezifische Reaktionen zu identifizieren, teilen die Psychologen mit. Im Moment der Entscheidung, eine Karte geheim zu halten, stieg zunächst die Hautleitfähigkeit an den Fingern. Diese typische Orientierungsreaktion auf bedeutsame Ereignisse fiel schwächer aus, wenn sich die Probanden entschieden, die betreffende Karte nicht zu verbergen. Bei dem Versuch, sich im Tatwissentest beim Anblick der geheimen Karten nichts anmerken zu lassen, beschleunigten sich außerdem der Atem und der Herzschlag. Angesichts der unkritischen Karten schlug das Herz hingegen langsamer.

Es sei der erste gelungene Versuch, die unterschiedlichen Reaktionen bei ein und denselben Versuchspersonen nachzuweisen, schreiben die Autoren Nathalie klein Selle, Naama Agari und Gershon Ben-Shakhar. Dieses Wissen könne zum Beispiel helfen, die Indizien für Tatwissen von den Effekten etwaiger Gegenmaßnahmen zu trennen. Fraglich ist aber, inwieweit sich die Befunde auf reale Bedingungen anwenden lassen: Hier können sich die Verdächtigen nicht aussuchen, welche Fakten sie verheimlichen wollen. Der Tatwissentest werde derzeit in großem Umfang allein in Japan eingesetzt, so die Autoren. In der Forschung gilt er jedoch als verlässlicher als der in den USA verbreitete Kontrollfragentest.

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