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Kleinplaneten im Mai 2025: Drei helle in Opposition

Kleinkörper gehören auf Grund ihrer winzigen Größe zu den unauffälligen Himmelsobjekten. Es sind mittlere oder größere Hobbyinstrumente erforderlich, um sie verfolgen zu können. Hier erfahren Sie, welche dieser Objekte im Mai Schauwerte bieten.
Illustration eines grauen, unförmigen Asteroiden, vor dem dunklen Hintergrund des Alls.
Die Kleinplaneten ähneln in der Regel einer überdimensionierten Kartoffel. Wie Planeten ziehen sie am Himmel durch die Sternbilder und begegnen dabei unter anderem hellen Sternen und Galaxien.

Planetoiden, die heller als 10 mag sind, bezeichnen wir etwas willkürlich als helle Kleinplaneten. In diesem Monat können wir drei zu dieser Gruppe rechnen, die übrigens auch alle im Mai in Opposition zur Sonne kommen. Die Opposition von Metis ist ungünstig, weil sie auch 1,5 Größenklassen heller werden kann. Ebenfalls ungünstig ist die Opposition von Desiderata, weil sie sich sehr weit südlich befindet. Einzig und allein Vesta steht in günstiger Position und könnte am Monatsanfang, zumindest theoretisch, sogar ohne optische Hilfsmittel gesehen werden. Für die beiden anderen ist, was ihre Helligkeit angeht, ein Fernrohr mit sechs Zentimeter Öffnung ausreichend. Die beiden lichtschwächeren Kleinplaneten erfordern, obwohl sie in sehr günstigen Oppositionen stehen, ein etwas größeres Instrumentarium. Für Aletheia sollte der Durchmesser der Optik etwa 15 Zentimeter und für Freda besser 20 Zentimeter betragen. Der Apollo-Asteroid 2008 DG5 stattet uns Ende Mai/Anfang Juni einen Besuch ab und ist am besten fotografisch zu beobachten. Neben zwei Sternen der ersten Größenklasse werden im Mai auch einige Doppelsterne sowie ein offener und ein Kugelsternhaufen von Kleinplaneten besucht. Alle Zeitangaben beziehen sich auf Mannheim.

Helle Kleinplaneten

Am 2. Mai steht (4) Vesta im Sternbild Waage in einer recht günstigen Opposition zur Sonne und wird 5,7 mag hell. Es geht aber auch noch einige Zehntel heller, wie zum Beispiel im Juli 2029 (5,4 mag). Zumindest theoretisch wäre Vesta damit auch in diesem Jahr mit bloßem Auge zu sehen. Am 7. Mai wechselt sie rückläufig ins Sternbild Jungfrau. Während ihre Helligkeit im Monatsverlauf wieder von 5,7 auf 6,3 mag abnimmt, verlagert sich der Zeitpunkt ihrer Kulmination – der größten Höhe im Süden – von 01:44 Uhr auf 23:16 Uhr MESZ.

Metis im Sternbild Waage | Der Asteroid (9) Metis befindet sich im Hauptgürtel. Das kartoffelförmige Objekt ist nicht einmal 200 Kilometer groß und erreicht am 9. Mai die Oppositionsstellung.

Ebenfalls im Sternbild Waage steht (9) Metis am 9. Mai der Sonne gegenüber (siehe »Metis im Sternbild Waage«). Mit einer größten Helligkeit von lediglich 9,7 mag fällt die diesjährige Opposition jedoch ausgesprochen ungünstig aus. In günstigen Fällen kann sie 1,5 Größenklassen heller sein. Anfang Mai ist Metis 9,9 mag hell und steht um 02:07 Uhr MESZ am höchsten, zur Monatsmitte dann mit 9,8 mag um 00:58 Uhr. In der letzten Monatsdekade fällt die Helligkeit schon wieder auf die 10. Größenklasse.

Am 27. Mai finden wir (344) Desiderata an der Grenze der Sternbilder Skorpion und Wolf mit 9,9 mag in Opposition zur Sonne. Das ist fast der größtmögliche Wert. Sie befindet sich dann aber bei Deklinationen deutlich unterhalb von –30 Grad und ist nur unter besten Bedingungen zur Zeit ihrer Kulmination zu finden. Diese erfolgt am Monatsende um 00:57 Uhr MESZ. Desiderata kann am 23. Mai, beste äußere Bedingungen vorausgesetzt, in der Nähe des Sterns HIP 79596 (5,9 mag) etwas leichter aufgespürt werden. Der rund 130 Kilometer große Himmelskörper umrundet die Sonne auf einer mit e = 0,31 ziemlich exzentrischen und um gut 18 Grad gegen die Ekliptik geneigten Bahn einmal in 4,18 Jahren. Die Bahnlage bringt es mit sich, dass ihre Oppositionshelligkeiten zwischen 9,8 und 13,4 mag schwanken können. Zudem kann sie am Himmel Deklinationen zwischen etwa –55 und +45 Grad erreichen. Entdeckt wurde Desiderata von dem französischen Astronomen Auguste Charlois am 15. November 1892 in Nizza. Sie wurde nach der schwedischen und norwegischen Königin Bernardine Eugénie Désirée Clary (1777 – 1860) benannt.

Lichtschwächere Kleinplaneten

Der deutsch-amerikanische Astronom Christian Heinrich Friedrich Peters entdeckte am 28. Juni 1886 am Litchfield Observatory in Clinton, New York, einen Kleinplaneten, der nach der griechischen Göttin der Wahrheit, Aletheia, benannt wurde. Bei ihrer Opposition am 31. Mai im Sternbild Schlangenträger verfehlt (259) Aletheia ihre größtmögliche Helligkeit von 11,3 mag nur um 0,1 Größenklassen. In ungünstigen Fällen sind es dagegen lediglich rund 13 mag. Mit einem mittleren Durchmesser von etwa 175 Kilometern gehört sie zu den größeren Körpern im Asteroidengürtel. Die um knapp 11 Grad gegen die Ekliptik geneigte und mäßig exzentrische (e = 0,13) Bahn wird einmal in 5,54 Jahren durchlaufen. Am 16. Mai zieht Aletheia in 4,5 Bogenminuten Abstand an HIP 82442 (7,1 mag) vorbei, und am 2. Juni beträgt der Abstand zu HIP 81366 (8,5 mag) sogar bloß eine halbe Bogenminute.

Bei ihrer sehr günstigen Opposition am 17. Mai im Sternbild Waage steigt die Helligkeit von (1093) Freda auf den maximal möglichen Wert von 12,4 mag. In weniger günstigen Fällen, wie beispielsweise im Februar 2029, bleibt sie schwächer als 15. Größe. Das liegt an ihrer ziemlich exzentrischen (e = 0,27) und auch stark (i = 25,2 Grad) gegen die Ekliptik geneigten Bahn. Ein Sonnenumlauf des knapp 120 Kilometer großen Asteroiden dauert 5,55 Jahre. Freda wurde am 15. Juni 1925 von dem russischen Astronomen Beniamin Pawlowitsch Schechowski in Algier entdeckt und nach Fred Prévost, einem Bergbauingenieur und Förderer der naturwissenschaftlichen Fakultät in Bordeaux, benannt. Am 13. und am 19. Mai steht sie bei helleren Sternen und lässt sich dann etwas leichter aufspüren.

Enge Begegnungen zwischen Kleinplaneten und hellen Sternen | Die Tabelle gibt die Zeiten und Himmelsorte von Begegnungen der Kleinplaneten mit anderen Objekten wieder.

Interessante Begegnungen

Mit Spica am 3. und Pollux am 7. Mai werden in diesem Monat zwei Sterne der 1. Größenklasse von Kleinplaneten besucht. Zwischen Spica und (37) Fides beträgt der Abstand noch gut einen halben Monddurchmesser, zwischen (14) Irene und Pollux lediglich 5,5 Bogenminuten. Am 21. Mai finden wir die noch recht helle (419) Aurelia nur jeweils 6,5 Bogenminuten von α1 und α2 Librae entfernt. Dabei handelt es sich um die beiden Komponenten eines weiten Doppelsterns, der schon mit einem Fernglas zu trennen ist.

Zwei Begegnungen von Kleinplaneten und Sternhaufen sind vielleicht ein Foto wert. Am 19. Mai zieht die allerdings recht lichtschwache (124) Alkeste über den offenen Sternhaufen Messier 23 hinweg. Es handelt sich dabei um einen der hellsten seiner Art am Himmel. Er ist ebenfalls bereits mit einem Feldstecher zu sehen und wurde von Charles Messier höchstpersönlich am 20. Juni 1764 entdeckt. Er ist zirka 2000 Lichtjahre von uns entfernt. In der 20-fachen Entfernung steht der etwa 170 Lichtjahre große Kugelsternhaufen NGC 5897 im Sternbild Waage. Er zählt zu den am wenigsten kondensierten Vertretern seiner Art und ist trotz der passablen Gesamthelligkeit von 8,5 mag kein leichtes Objekt. Ihn überquert die leider sehr lichtschwache (1093) Freda am Monatsletzten.

Erdnahe Kleinplaneten

Die Hauptaufgabe des Projekts Catalina Sky Survey (CSS) ist die Suche nach potenziell gefährlichen Asteroiden und anderen erdnahen Objekten (Near-Earth Objects, NEOs). Es nutzt dabei Teleskope des Mount Lemmon Observatory in den Santa Catalina Mountains in der Nähe von Tucson, Arizona. Im Rahmen von CSS wurde am 28. Februar 2008 der Apollo-Asteroid (424482) 2008 DG5 entdeckt. Er nähert sich unserem Planeten am 5. Juni bis auf 3,5 Millionen Kilometer, die größte Erdnähe im Zeitraum von 1950 bis 2150. Einige Tage zuvor steigt die Helligkeit auf 13,8 mag. Seine exzentrische Bahn um die Sonne (e = 0,24) hat eine Inklination von i = 5,7 Grad und wird einmal in 1,41 Jahren durchlaufen. Im Perihel, dem sonnennächsten Bahnpunkt, ist er 0,95 AE und im Aphel, dem sonnenfernsten Bahnpunkt, 1,56 AE (Astronomische Einheiten) von unserem Zentralgestirn entfernt. Dabei entspricht 1 AE dem mittleren Abstand Erde – Sonne, nämlich 149,6 Millionen Kilometern. Im Beobachtungszeitraum bewegt sich 2008 DG5 steil in nördlicher Richtung vom Sternbild Jungfrau weiter durch Bärenhüter und Jagdhunde bis zum Sternbild Großer Bär. Dabei erreicht seine größte Geschwindigkeit am Himmel gut 20 Bogensekunden in der Minute.

Eine für Mannheim gültige topozentrische Ephemeride des Kleinplaneten findet sich in nebenstehender Tabelle. Grundsätzlich empfiehlt es sich, eine tagesaktuelle Ephemeride zu verwenden. Diese lässt sich zum Beispiel unter http://www.minorplanetcenter.net/iau/MPEph/MPEph.html erstellen.

Positionsmessungen des Planetoiden sind für eine Verbesserung seiner Bahnelemente von großer Bedeutung. Weitere Hinweise zur Auswertung erfolgreicher Beobachtungen finden sich auf der Webseite der Fachgruppe Kleine Planeten der Vereinigung der Sternfreunde: www.kleinplanetenseite.de.

Topozentrische Ephemeride des Asteroiden (424482) 2008 DG5

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