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Astronomie mit dem Fernglas: Goldenes Tripel im Sternbild Fuhrmann

Zu den Paradeobjekten des Winterhimmels gehören die drei offenen Sternhaufen Messier 36, 37 und 38 im Sternbild Fuhrmann, die sich mit einem Fernglas recht einfach auffinden lassen. Bei genauem Hinsehen zeigen die Objekte einige Unterschiede.
Silhouette einer Person mit Fernglas vor dem Hintergrund eines dunklen Himmels.
Interessantes am Abend | Nach Einbruch der Dunkelheit lohnt sich ein Blick zum nordöstlichen Winterhimmel. Mit einem Fernglas lassen sich im Sternbild Fuhrmann drei helle offene Sternhaufen beobachten.

Sehr ansehnlich und in jeder Optik ein visueller Leckerbissen sind die prächtigen offenen Sternhaufen Messier 37, 36 und 38. Sie befinden sich im Wintersternbild Fuhrmann (lateinisch: Auriga), das durch seine fünfeckige Figur auffällt. Die drei Haufen bilden von Südost nach Nordwest eine leicht auffindbare Dreierkette (siehe »Drei Haufen im Fünfeck«). Doch jedes Objekt dieses »goldenen Tripels« unterscheidet sich bei genauem Betrachten von den übrigen.

Drei Haufen im Fünfeck | Das Sternbild Fuhrmann (lateinisch: Auriga) ist dank des hellen Sterns Capella kaum zu übersehen. Im südöstlichen Teil der fünfeckigen Figur befinden sich die drei offenen Sternhaufen Messier 36, 37 und 38. Andrea Sittig-Kramer fotografierte die Himmelsregion mit einer Canon EOS 550D und einem Canon-Objektiv vom Typ EFS 18-135 mm bei 29 Millimetern Brennweite; sie belichtete sechs Minuten.

Am besten beginnen Sie mit Messier 37. Aufgrund seiner Gesamthelligkeit 5,6 mag und seines Winkeldurchmessers von rund 20 Bogenminuten ist er der hellste und größte der drei Haufen und dementsprechend schnell gefunden: Mit einem Fernglas beginnen Sie Ihre Suche beim 1,7 mag hellen Stern Beta Tauri (β Tau), der dem benachbarten Sternbild Stier (lateinisch: Taurus) angehört. Von hier aus schwenken Sie nach Nordosten, in Richtung des 2,6 mag hellen Sterns Theta Aurigae (θ Aur). Die drei Sternhaufen begegnen Ihnen dann etwa auf halbem Weg.

Messier 37 beinhaltet zahlreiche schwache, bei niedriger Vergrößerung nicht einzeln erkennbare Sterne und erscheint daher nebelhaft. Mit knapp 4800 Lichtjahren ist er der am weitesten entfernte der drei Haufen. Trotzdem sehen wir ihn unter dem relativ großen Winkeldurchmesser von 20 Bogenminuten, was zwei Dritteln des scheinbaren Vollmonddurchmessers entspricht. In absoluten Dimensionen macht ihn dies zum weitaus größten der drei Sternennester. Wegen des schon fortgeschrittenen Alters des Haufens von etwa 400 Millionen Jahren sind hier die einst leuchtkräftigsten Sterne bereits erloschen.

Drei Grad nordwestlich erfasst unser Blick durch das Fernglas sogleich auch Messier 36: Mit seiner Gesamthelligkeit von 6,0 mag und etwa 12 Bogenminuten Durchmesser ist dieser Sternhaufen der zweitgrößte im Bunde. In einem 10 × 50-Fernglas, auf einem Stativ montiert, lassen sich hier etwa zehn Mitglieder einzeln erkennen. Messier 36 ist rund 3800 Lichtjahre von uns entfernt und mit einem Alter von nur 30 Millionen Jahren vergleichsweise jung. Dies erklärt seine im Unterschied zu Messier 37 viel helleren Mitglieder: leuchtkräftige, massereiche Sterne, die ihren nuklearen Brennstoff zwar schnell umsetzen, aber das Ende ihrer Entwicklung noch nicht erreicht haben.

Schließlich kommen wir zu Messier 38, der sich knapp 2,5 Grad weiter nordwestlich und nahezu im Zentrum des Fuhrmann-Fünfecks befindet. Er ist wiederum etwas älter – 250 Millionen Jahre – und erscheint daher als nebliger Fleck, ist jedoch kleiner als Messier 37, mit einer Gesamthelligkeit von 6,4 mag und einem Durchmesser von etwa 15 Bogenminuten. Seine Entfernung beträgt 3600 Lichtjahre; somit steht er seinem Nachbarn Messier 36 auch im Raum nahe. Nur in sehr großen Ferngläsern ab 15 × 60 treten in Messier 37 andeutungsweise einige der hellsten Sterne hervor. Dafür zeigt ein niedriger vergrößerndes Gerät alle drei Haufen gleichzeitig im Gesichtsfeld (siehe »Der Anblick im Fernglas«). Lassen Sie sich dieses kosmische Trio in einer dunklen Winternacht nicht entgehen!

Der Anblick im Fernglas | Bei niedriger Vergrößerung können die drei hellen Sternhaufen im Sternbild Fuhrmann gleichzeitig betrachtet werden. Mario Weigand nutzte für diese Aufnahme eine Canon EOS 5D und ein 135-Millimeter-Objektiv bei Blende 1,8. Das Bild ist eine Summe aus 97 Teilbelichtungen von je einer Minute Dauer.

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