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Waldzustandsbericht 2004: Drei Viertel der Waldbäume sind sichtbar krank

Wald
Jede zweite Buche, beinahe jede zweite Eiche und jede dritte Fichte in deutschen Wäldern zeigen inzwischen deutlich gelichtete Kronen. Weitere 41 Prozent weisen leichtere Schadsymptome auf. Damit sind nur noch 28 Prozent der Waldbäume in Deutschland anhand des Kronenzustandes als gesund einzustufen – so wenige wie nie zuvor seit Beginn der jährlichen Waldzustandserfassung im Jahr 1984. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Zahl der stark geschädigten Bäume um acht Prozent zugenommen, auch dies ein Rekord: Bislang hat sich der Zustand in einem Jahr noch nie so dramatisch verschlechtert.

Waldzustand | Noch nie ging es dem Wald seit Beginn der jährlichen Erhebung des Zustandes so schlecht: Beinahe drei Viertel aller Bäume zeigen Schadsymptome.
Besonders betroffen sind die Wälder in Süddeutschland – in Bayern nahm die Kronenverlichtung um 15, in Baden-Württemberg um 11 Prozent zu –, in Schleswig-Holstein (Zunahme um 18 Prozentpunkte) und in Berlin (Zunahme um 16 Prozentpunkte). Ursache für die dramatische Verschlechterung ist vor allem der Sommer 2003, dessen Trockenheit und hohe Ozonwerte erheblichen Stress für die Waldökosysteme bedeuteten, die bereits durch Säure- und Nährstoffeinträge aus der Luft geschwächt sind. Hinzu kamen bei den Fichten Massenvermehrungen von Borkenkäfern in den letzten 18 Monaten und regional Schäden durch Raupenfraß bei Eichen. Die Buchen – bei ihnen hat sich die Zahl der stark geschädigten Bäume nahezu verdoppelt – hatten dieses Jahr außerordentlich viele Früchte gebildet, was ebenfalls mit einer Verlichtung der Krone einhergeht. In vielen Gebieten traten solche Kräfte zehrenden Mastjahre in letzter Zeit außerdem vergleichsweise häufig auf.

Der Zustand der Wälder sei alarmierend, sagte Bundesverbraucherministerin Renate Künast am Mittwoch in Berlin. Die weitere Entwicklung sei überhaupt nicht abzusehen, da auch die Folgen der globalen Erwärmung auf die Wälder noch völlig unklar bleiben. Doch selbst unter günstigen Rahmenbedingungen wird es Jahre dauern, bis sich die Bäume vielleicht erholen. Ein erneuter trockener Sommer wie 2003 könnte dies erheblich verzögern oder gar erste Erfolge wieder zunichte machen. Daher sei es dringend notwendig, die Belastungen für die Wälder durch Klimaschutz und Luftreinhaltung weiter zu verringern und die Stabilität der Ökosysteme durch geeignete Maßnahmen zu stützen.

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