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Meeresökologie: Driftende Eisberge bilden Oasen des Lebens

Im Ozean treibende Eisberge – etwa aus zerfallenden Schelfeisgebieten – beeinflussen ihre Meeresumgebung deutlich stärker als bislang bekannt. Sie führen Erdmaterial vom Untergrund mit sich, dessen Mineralien das Wasser düngen und damit eine reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt im Umfeld nähren.

Schmelzwasserfall | Gewaltige Fluten stürzen die Flanken von Eisberg A-52 hinab. Darin gelöst oder eingebettet ist mineralisches Material, das relativ reich an Eisen ist. Das Metall düngt das Meerwasser und löst damit eine Algenblüte aus, die weiteres Leben fördert und anzieht.
Zudem, so die beteiligten Wissenschaftler um Kenneth Smith vom Monterey Bay Aquarium Research Institute, sorgen die schwimmenden Eiskolosse über den Umweg der von ihnen versorgten Algenkolonien für eine erhöhte Kohlendioxid-Aufnahme in den Ozeanen. Das Treibhausgas wird damit der Atmosphäre entzogen, was den Klimwandel womöglich etwas abmildert. Für ihre Studie untersuchten die Forscher zwei im Weddell-Meer treibende, von der Antarktischen Halbinsel abgebrochene Eisberge biologisch, chemisch sowie physikalisch und beobachteten sie auch via Satelliten der Nasa.

Im Umkreis von etwa 3,2 Kilometern um die Eisberge maßen sie deutlich erhöhte Konzentrationen an Plankton und Krill im Wasser, die wiederum eine höhere Zahl an Fischen und Seevögeln anlockten – erst in einem Abstand von acht Kilometern löste sich der düngende Effekt endgültig auf und nahm die Zahl der Lebewesen entsprechend ab. Auslöser der biologischen Blüte war vor allem die Eisenzufuhr aus dem mitgeführten mineralischen Material, das während der Schmelze des Gletschereises ins Wasser gelangte und die Algenblüte auslöste. Eisen gilt als Mangelelement in vielen Meeresregionen. Allein im Weddell-Meer treiben mindestens 1000 Eisberge, die die biologische Produktivität auf vierzig Prozent der regionalen Fläche erhöhen, schätzen Smith und seine Kollegen. Die Bedeutung dürfte zudem weiter steigen, da durch die Erwärmung die Schelfeise und Gletscherzungen an der Küste instabil werden und sich zumindest teilweise auflösen. (dl)

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