News: Drogen für den Eigenbedarf?
Coruzzi und Hon-Ming Lam von der University of Hong Kong veröffentlichten ihre Ergebnisse in Nature vom 5. November 1998. Sie fanden heraus, daß Glutamat in den Pflanzen auch als chemischer Botenstoff dient: Es ist an der Übermittlung beteiligt, ob und wieviel Licht vorhanden ist, und es spielt eine Rolle bei der Regulierung lichtabhängiger Prozesse, wie dem Stielwachstum und der Chlorophyll-Synthese. Außerdem entdeckten sie, daß Arabidopsis nicht richtig auf Licht reagieren kann, wenn die Glutamat-Rezeptoren blockiert sind.
Bisher glaubte man, daß Glutamat-Rezeptoren ein spezialisiertes Signalübertragungssystem darstellen, das sich erst in den Gehirnen von Tieren entwickelte und nur bei Tieren auftritt. Die Ergebnisse von Coruzzi und ihrem Team deuten jedoch darauf hin, daß Glutamat-Rezeptoren und andere ähnliche Übertragungssysteme tatsächlich angestammte Methoden der einfachen Zellkommunikation sind, die sowohl bei Pflanzen als auch bei Tieren auftreten.
Damit könnte auch erklärt werden, warum bestimmte Pflanzen Substanzen herstellen, die in Tiergehirnen die Glutamat-Rezeptoren aktivieren, oder warum Pflanzen auch andere neuroaktive Substanzen herstellen wie zum Beispiel Nikotin, Koffein oder Kokain. Die am weitesten verbreitete Hypothese besagt, daß von Pflanzen hergestellte psychoaktive Substanzen primär Abwehrmechanismen gegen Pflanzenfresser darstellen. Coruzzi und ihr Team hingegen glauben, daß dies eher eine sekundäre Funktion ist, die sich in einigen Pflanzenspezies unter selektivem Druck entwickelte. Sie glauben, die primäre Funktion dieser Substanzen besteht darin, eine Vielzahl noch unentdeckter Signalübertragungssysteme zwischen den Zellen zu aktivieren und zu regulieren.
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