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Drogenkonsum: Erhöht Cannabis das Diabetesrisiko?

Wie sich der Dauergebrauch von Cannabis gesundheitlich auswirkt, ist nur teilweise verstanden. Laut einer aktuellen Studie könnte er den Zuckerstoffwechsel stören.
Eine Person hält einen rauchenden Joint nahe am Mund. Der Hintergrund ist unscharf und zeigt grüne Vegetation. Die Person trägt ein weißes T-Shirt mit einem teilweise sichtbaren Aufdruck. Rauch steigt vom Joint auf.
Kiffen kann verschiedene Gesundheitsprobleme nach sich ziehen. Möglicherweise gehört die Zuckerkrankheit Diabetes Typ II dazu.

Cannabis zu konsumieren, geht mit einem fast vierfach so hohen Risiko einher, an Diabetes zu erkranken. Das belegt eine Auswertung medizinischer Daten von mehr als vier Millionen Erwachsenen. Eine Forschungsgruppe um Ibrahim Kamel vom Boston Medical Center (Massachusetts) präsentiert die Ergebnisse auf der diesjährigen Jahrestagung der Diabetes-Fachgesellschaft »European Association for the Study of Diabetes« (EASD) in Wien.

Cannabisgebrauch nimmt weltweit zu. Derzeit konsumieren schätzungsweise 250 Millionen Menschen derartige Rauschmittel, das sind etwa drei Prozent der Weltbevölkerung. Die gesundheitlichen Langzeitfolgen sind weitgehend unklar. Als gesichert gilt, dass Cannabisgebrauch zu Herz-Kreislauf-Problemen führen, die Hirnleistung beeinträchtigen und psychische Erkrankungen verschlimmern kann.

Kamel und sein Team haben elektronische Gesundheitsakten von 54 Gesundheitseinrichtungen in den USA und Europa untersucht. Dabei hatten sie Zugriff auf die Daten von rund 100 000 ambulanten Patientinnen und Patienten, die medizinische Diagnosen erhalten hatten, welche mit Cannabiskonsum zusammenhingen. Unter anderem waren Abhängigkeiten, Vergiftungs- und Entzugssymptome festgestellt worden. Diese Daten verglich das Team über einen Fünfjahreszeitraum hinweg mit denen von 4,2 Millionen Personen, die keine drogenbezogenen Diagnosen bekommen hatten. Dabei achteten die Fachleute darauf, dass Einflussgrößen wie Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen in den jeweiligen Vergleichsgruppen einander entsprachen.

Unter Berücksichtigung der Blutfett- und Blutdruckwerte, des Kokain- und Alkoholkonsums, etwaiger Herz-Kreislauf-Probleme und weiterer Risikofaktoren ergab die Auswertung: Neu auftretende Diabetes-Typ-II-Erkrankungen kamen bei Cannabiskonsumenten etwa viermal so oft vor wie bei Menschen, die drogenfrei lebten. In der Cannabisgruppe waren 2,2 Prozent der Personen von solchen Stoffwechselstörungen betroffen, in der Vergleichsgruppe nur 0,6 Prozent. Die Fachleute vermuten, dass dieser Effekt mit ungesunden Ernährungsgewohnheiten bei Cannabiskonsum beziehungsweise einem endokrinen (Drüsenzellen beeinflussenden) Effekt der Droge zu tun hat. Sie betonen aber, dass ihre Studie keine Aussagen über Ursache-Wirkungs-Beziehungen erlaubt.

»Da Cannabis in immer größerem Umfang verfügbar, gesellschaftlich akzeptiert und vielerorts legalisiert ist, erscheint es wichtig, seine potenziellen Gesundheitsrisiken zu verstehen«, äußert Kamel in einer Pressemitteilung. Möglicherweise sei es ratsam, bei dauerhaften Cannabiskonsum den Stoffwechsel genauer zu überwachen als bei einem drogenfreien Lebensstil.

  • Quellen
Kamel, I. et al., European Association for the Study of Diabetes Annual Meeting 2025, Abstract 354

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