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News: Ebolas Versteck

Eines der vielen Rätsel um das Ebola-Virus ist, wo es sich zwischen den Epidemien versteckt. Französische Forscher haben womöglich das Reservoir gefunden, in dem das Virus überdauert. Und zwar nicht, wie bisher vermutet, im tiefsten Regenwald oder schwer erreichbaren Baumkronen, sondern ganz in der Nähe menschlicher Siedlungen in kleinen, bodenbewohnenden Säugetieren. Die Wissenschaftler sind zwar begeistert über den Fund, warnen aber vor zu frühem Optimismus, das Rätsel damit gelöst zu haben.
Das Ebola-Virus trat 1976 zum ersten Mal im Kongo und im Sudan auf. Es löst Erbrechen, Durchfall und unzählige innere und äußere Blutungen aus, und führt bei 85 Prozent der Infizierten zum Tod. Eine Behandlung gibt es nicht. Doch nach einem gewissen Zeitraum verschwindet das Virus wieder von der Bildfläche, bis es zum nächsten Ausbruch kommt. Wissenschaftler suchten daher fieberhaft nach den Reservoirs, in denen der Erreger überdauert. Obwohl viele Tiere in Experimenten mit dem Virus infiziert werden können, hat man bei wildlebenden Tieren bisher keine nachweisbaren Spuren des Virus gefunden. Daher sind manche Wissenschaftler davon ausgegangen, daß sich dieses Reservoir in einer sehr abgeschlossenen Gegend, zum Beispiel im Inneren der schwer zugänglichen tropischen Regenwälder, befindet oder in Baumkronen, deren Fauna nur schlecht untersucht ist.

Überzeugt davon, daß auch Tiere in der Nähe von Siedlungen mit dem Ebola-Virus in Kontakt gekommen sein müssen, konzentrierte sich Marc Colyn vom Centre National der Recherche Scientifique in Rennes auf den näheren Umkreis von früheren Ausbruchszentren. Sein Forschungsteam untersuchte 242 Tiere aus verschiedenen Gruppen wie Fledermäusen, Nagern und Spitzmäusen, die alle in der Zentralafrikanischen Republik gefangen wurden. Die Wissenschaftler konnten zwar keine Viren oder Antigene in den Tieren finden, aber mit Hilfe der Polymerase-Ketten-Reaktion entdeckten sie in sieben der Tiere – einer Spitzmaus und sechs Nagetieren aus drei Arten – Fragmente des Virengenoms. Als sie Milzgewebeproben der Tiere unter dem Elektronenmikroskop betrachteten, konnten sie außerdem röhrenartige Strukturen erkennen, die genau wie die innere Hülle des Ebola-Virus aussahen. "Diese Strukturen sind höchstwahrscheinlich fehlerhafte [Virus-] Partikel, die nicht das gesamte Virengenom enthalten", meint Vincent Deubel vom Insitut Pasteur in Paris, der die Ergebnisse seiner Arbeitsgruppe am 13. Oktober in einer Presseerklärung des Instituts bekannt gab.

Albert Osterhaus vom Erasmus University Hospital in Rotterdam findet die Entdeckung hochinteressant. Allerdings sei es nach wie vor unklar, ob diese Partikel, wenn sie denn von Ebola stammen, bedeuten, daß die Tiere das infektiöse Virus beherbergen können. Die Studie zeige aber, daß "Tiere in sehr viel besser erreichbaren Gebieten [als dem tiefen tropischen Regenwald] definitiv mit Ebola in Kontakt gekommen sind."

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