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Ecuador: Faultier und Ozelot kämpfen vor laufender Kamera

Mit blitzschnellen Hieben macht das Faultier dem Angreifer das Leben schwer. Aber reicht das gegen die flinke Katze?
Zweifingerfaultier
Zweifingerfaultiere leben zurückgezogen in den Bäumen, doch um unter anderem ihren Bedarf an Mineralen zu stillen, müssen sie gelegentlich auf den Boden - dann kann es durchaus brenzlig werden!

Faultiere sind so gemächlich in ihrem Lebenswandel, dass sogar Algen in ihrem Fell wachsen. Doch wenn ihnen ein Räuber zu nahe kommt, können sie mit erstaunlicher Geschwindigkeit Schläge austeilen. Das wurde jetzt im Yasuní-Biosphärenreservat mittels einer Wildtierkamera aufgezeichnet. Das Gerät filmte die extrem selten zu beobachtende Attacke eines Ozelots auf ein Zweifingerfaultier (Choloepus didactylus). Beide Tiere leben eigentlich zurückgezogen und sind eher nachtaktiv, insofern bekommt man solche Zweikämpfe kaum zu Gesicht. Aus Schädelfunden war allerdings bereits bekannt, dass die Faultiere auf dem Speiseplan des Ozelots stehen.

Von den Filmaufnahmen berichtet nun ein Team um María Camila Bastidas-Domínguez von der Universidad de los Andes im kolumbianischen Bogotá im Fachmagazin »Food Web«. Darin erläutert es, dass der Zweikampf an einer Mineralleckstelle stattfand. Um die wichtigen Salze aufnehmen zu können, ist das Faultier offenbar bereit, aus seinem eigentlichen Lebensraum in den Baumwipfeln auf den Boden zu klettern. Raubtiere wüssten um diesen Umstand und lauerten an den Leckstellen vermeintlich wehrloser Beute auf.

© Bastidas-Domínguez, María Camila., Link, Andrés., Di Fiore, Anthony., Mosquera, Diego
Ozelot kämpft gegen Faultier

In diesem Fall scheint der Ozelot jedoch den Kürzeren gezogen zu haben: Die Regenwaldkatze kommt offenkundig an den Krallen des Faultiers nicht vorbei. Vielleicht hat der liegende Baumstamm dem Faultier das Leben gerettet. Er erlaubte ihm, seine übliche hängende Körperhaltung einzunehmen und die Katze von unterhalb des Stamms abzuwehren. Zu Beginn des Videos liegt das Faultier noch im Schlamm der Leckstelle und muss dabei Bisse in Nacken und Kehle hinnehmen.

Ursprünglich wollten Bastidas-Domínguez und Team mit ihrer Wildkamera das Verhalten von Primaten an der Salzlecke beobachten. »Ein unberührteren Ort kann man im westlichen Amazonasgebiet kaum finden«, erklärt Koautor Anthony Di Fiore von der University of Texas in Austin gegenüber dem Magazin »Live Science«. Kamerafallen seien eine Möglichkeit, mehr über die versteckt lebenden, seltenen Tiere herauszufinden, weil man sie nicht mit seiner Anwesenheit verscheucht. »Diese Dinge, von denen wir nichts wissen, spielen sich direkt vor unserer Nase ab.«

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