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Ozeanografie: Eddies wühlen gesamten Ozean auf

Agulhasringe
Gewaltigen Förderbändern gleich transportieren Meeresströmungen in jeder Sekunde Milliarden Liter Wasser durch die Ozeane. Immer wieder schnüren sich dabei aus dem Golf-, Agulhas- oder anderen Strömen riesige Wirbel ab, die anschließend durch den Pazifik oder den Atlantik driften. Während die Forschung bislang aber davon ausging, diese auch Eddies genannten Wirbel würden nur oberflächlich das Meer aufwühlen, belegt Diane Adams von der Woods Hole Oceanographic Institution, dass die Gebilde tatsächlich viel stärker das Ökosystem beeinflussen.

Röhrenwürmer in der Tiefsee | Hydrothermalquellen in der Tiefsee bauen extreme Ökosysteme auf. Zu ihren Bewohnern zählen Röhrenwürmer wie diese Riftia pachyptila.
Bis zu 2500 Meter tief können die Eddies reichen und damit zum Beispiel an mittelozeanischen Rücken bis zum Meeresboden, wie die Ozeanologen mit Hilfe von Satellitendaten, Tauchrobotern und Sedimentfallen nachgewiesen haben. Die Wirbel wühlen dabei den Untergrund auf und verfrachten Sedimente, Larven und ausgewachsene Tiefseetiere oder Nährstoffe über größere Distanzen. Überqueren sie Hydrothermalquellen, transferieren sie sogar Wärme in die ansonsten unterkühlte Tiefsee, wo die Temperaturen zumeist Werte von weniger als vier Grad Celsius erreichen.

Krabbe zwischen Röhrenwürmern | Bislang nahmen Forscher an, dass Hydrothermalquellen relativ isolierte Lebensräume bilden, deren tierischer Besatz sich nur langsam austauscht. Eddies genannte Meereswirbel mit Durchmessern bis zu 500 Kilometern können jedoch auch bis in die Tiefsee reichen – und als Expressbahn Lebewesen über große Distanzen rasch verfrachten.
Bereits 2010 hatten die Wissenschaftler berichtet, dass Tiefseeströmungen die Fauna von Hydrothermalquellen entscheidend beeinflussen: Sie transportieren zum Beispiel Schwimmlarven von Schnecken oder den Nachwuchs von Krabben teils über hunderte Kilometer weit und verändern dadurch die Zusammensetzung von Tierarten an Schwarzen Rauchern oder fördern die Wieder- und Erstbesiedlung von heißen Quellen, die durch tektonische Ereignisse zerstört worden waren oder neu entstanden sind. Die Geschwindigkeit der von Adams überwachten Tiefseeströmungen allein reichte aber nicht aus, um das Ausbreitungstempo der Tiere zu erklären.

Mit Hilfe der Eddies können die Larven den Ozeanboden jedoch sehr schnell überqueren – zumal wenn sie derart regelmäßig vorkommen wie am Ostpazifikrücken, dem Untersuchungsgebiet von Adams und Co. Mindestens zwei- bis dreimal pro Jahr ziehen hier größere Eddies durch, die die Oberfläche mit der Tiefsee verbinden. Sie entstehen, wenn starke Stürme die Meeresströmungen zum Mäandrieren bringen, bis sich einzelne Wirbel aus dem "Band" lösen, die anschließend selbstständig und rotierend über den Ozean treiben. Während El-Niño-Phasen kann sich dieser Prozess im Pazifik noch intensivieren, so dass dann mehr Wirbel abgeschieden werden und sich der Austausch in der Tiefsee verstärkt. (dl)

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