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Köln: Eichenkiste enthielt 1600 Jahre alte Gebeine des Heiligen Severin

Eichenkiste enthielt 1600 Jahre alte Gebeine des Heiligen Severin
Die Reliquienlade des Heiligen Severin enthielt tatsächlich, was sie versprach: In dem Gebeinkasten einer Kölner Pfarrkirche ruhten offenbar die echten Knochen des Namenspatrons St. Severin, der im 4. Jahrhundert n. Chr. das Amt des Kölner Erzbischofs bekleidete.

Die Lade wurde ... | ... aus Eichenholz gefertigt und ist gut einen Meter lang. Ihr Inneres hatte man mit kostbarem Seidenstoff ausgeschlagen. An der Vorderseite prangen noch rote Siegel, die nach jeder Öffnung angebracht wurden.
Forscher um die Archäobotanikerin Ursula Tegtmeier von der Universität Köln datierten die Knochen mittels einer Radiokohlenstoff-Analyse. Das Ergebnis: Ihr Alter von rund 1600 Jahren deckt sich mit dem Todesdatum des Heiligen, der um 400 n. Chr. verstarb.

Zudem waren die Gebeine in kostbare Seidengewebe des 4. bis 5. Jahrhunderts eingeschlagen, deren Farbenpracht die Jahrhunderte fast unbeschadet überdauerte. Die typisch orientalischen Motive belegen, dass die Textilien aus Zentralasien importiert wurden – denn "bis zum 6. Jahrhundert war die Kunst der Seidenproduktion in Europa nicht bekannt", erklärt die Archäologin Sabine Schrenk von der Universität Bonn.

Eines der drei kostbaren ... | ... Seidentücher aus der Lade. Das feine Gewebe zeigt Perlhühner – ein typisch östliches Motiv. Hähne, Herzen und geometrische Muster zieren die anderen Stoffe.
Einer mittelalterlichen Urkunde zufolge ließ Erzbischof Wichfried im Jahr 948 n. Chr. die Reliquien des Heiligen Severin umbetten – vermutlich in besagte Lade. Dies bestätigen jedenfalls dendrochronologische Untersuchungen des Holzes sowie ein Siegel Wilchfrieds auf der Knochentruhe; übrigens das älteste bischöfliche Siegel der Stadt.

Die Entdeckung der Lade ist einem Regenschauer zu verdanken: Sie befand sich nämlich in einem Schrein der Kirche, der 1999 bei einer Prozession nass wurde. Um sicher zu gehen, dass der Inhalt keinen Schaden genommen hatte, öffnete man den Schrein und stieß so auf den versiegelten Reliquienkasten.

Katharina Bolle

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