Kommerzielle Raumfahrt: Eigener Picosatellit für 8000 Dollar

© Interorbital Systems (Ausschnitt)
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So könnte ein TubeSat in der Erdumlaufbahn aussehen | Jeweils 32 TubeSat-Satelliten mit 8,7 Zentimeter Durchmesser und 13,5 Zentimeter Länge sollen zusammen in einer Neptune-30-Trägerrakete des kalifornischen Herstellers Interorbital Systems (IOS) starten. In 310 Kilometern Höhe setzt die Rakete die Kapseln frei. Bestehend aus dem Standardbausatz von IOS wiegt jeder der Satelliten 550 Gramm und kann weitere 200 Gramm Nutzlast tragen. Nach einigen Wochen treten die Kapseln in die Erdatmosphäre ein und verglühen.
750 Gramm darf einer der 13 Zentimeter langen "TubeSat"-Zylinder insgesamt wiegen. Abzüglich der Hülle bleiben dabei aber nur knapp 200 Gramm für Nutzlast. Allerdings bietet IOS gegen einen entsprechenden Aufpreis auch Modelle mit bis zu vierfacher Länge an. Der erste Start von 32 Zylindern soll Ende des Jahres 2010 erfolgen.
Der Name TubeSat errinnert sicherlich nicht zufällig an das Projekt CubeSat an der California Polytechnic State University. Seit dem Jahr 2003 fliegen unter der Leitung der Kalifornier wüfelförmige Picosatelliten mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern und einem Gewicht von einem Kilogramm ins All. Die Entwürfe stammen dabei von Studenten der Raumfahrttechnik aus der ganzen Welt. Die Flüge erfolgen als Sekundärnutzlasten auf russischen, japanischen und indischen Raketen.
© Interorbital Systems (Ausschnitt)
Der Standardzylinder des TubeSat | Das kalifornische Unternehmen Interorbital Systems (IOS) stellt den TubeSat-Kunden einen Standardbausatz zur Verfügung. Die Hülle des Satelliten hat 8,7 Zentimeter Durchmesser und ist 13,5 Zentimeter lang. Das Set enthält außerdem Solarzellen, Lithium-Ionen-Batterien, einen UHF-Sender mit einem Watt Sendeleistung samt Antennen, sowie grundlegende Hard- und Software für den Sendebetrieb. Hinzu kommen können noch weitere 200 Gramm Nutzlast.
Eine der wichtigsten möglichen Anwendungen ist der Einsatz als Funkrelais. Im Bausatz enthalten ist ein UHF-Sendeempfänger mit einer Leistung von einem Watt. Das wäre ausreichend für die Kommunikation mit einem Handfunkgerät. Auch Messungen der Höhenstrahlung, des Erdmagnetfelds, oder des Verhaltens von Materialproben in der Schwerelosigkeit wären möglich.
Schwierig wird sich dagegen der Einsatz als Kamerasatellit erweisen, denn die Zylinder sind standardmäßig nicht lagestabilisiert oder gar steuerbar. Dies mit Hilfe von Kreiseln oder Magnetspulen zu erreichen, wäre jedoch eine Herausforderung angesichts der geringen Nutzlast. Auch im Rahmen des CubeSat-Programms ist das Berliner Institut für Luft- und Raumfahrt bisher der einzige Teilnehmer, der an gesteuerten Picosatelliten forscht.
Ralf Strobel
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