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Verhaltensforschung: Eigenes Sinnesorgan trickst Fledermäuse aus

Trinkendes Großes Mausohr <i>(Myotis myotis)</i>
Fledermäuse gelten in der Dunkelheit als Meister der Orientierung; gut informiert durch ausgesendete Schallwellen bewegen sich die fliegenden Säuger gekonnt durch ihre Umwelt. Doch die akustischen Sinnesreize führen sie bei glatten Flächen in die Irre: Autodächer oder Wintergärten muten für die durstigen Jäger wie die spiegelnde Oberfläche von Teichen an. Stefan Greif und Björn Siemers vom Max-Planck-Institut für Ornithologie deckten diesen Irrtum nun auf und stellten fest: Fledermäuse erlernen den Klang der vermeintlichen Wasseroberfläche nicht – sie saugen den Irrtum mit der Muttermilch auf.

In ihren zahlreichen Versuchen installierten die Forscher auf Sandböden Platten aus Metall, Plastik und Holz, welche glatt geschliffen oder rau beschaffen waren. Anschließend ließen sie wild gefangene und eigens aufgezogene Fledermäuse dutzender Arten in der Halle frei. Die Säuger flogen daraufhin fälschlicherweise alle ebenen Oberflächen an, um dort ihren Durst zu stillen.



Auch die Naivität der Jungtiere – sie hatten nie zuvor Wasser "gehört" und konnten daher sein Echo nicht mit "Durstlöschen" assoziiert haben – schützte sie nicht vor der Verwechslung: Junge wie erfahrene Fledermäuse identifizierten die glatten Platten als Wasseroberfläche. "Wir befestigten die Platten sogar auf einem Tisch – eine physikalisch völlig unrealistische Situation, da sich Schallwellen unter einen Wasserkörper in der Natur nicht ausbreiten", ist Greif überrascht, "doch die Fledermäuse hielten es trotzdem für eine Wasserquelle." Die Verwechslung liegt in den Reflexionseigenschaften, die Wasser mit allen anderen spiegelnden Oberflächen für die Fledermäuse gemein hat. Die kleinen Fledertiere verlassen sich dabei fatalerweise einzig und allein auf ihre Ultraschallortung und blenden widersprüchliche Informationen über Geschmack oder Geruch der Platten komplett aus. (sh)

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  • Quellen
Greif, S. und Siemers, B.M.: Innate recognition of water bodies in echolocating bats. In: Nature Communications 10.1038/ncomms1110, 2010.

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