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News: Ein Blick in die Vergangenheit

Je weiter eine Galaxie von uns entfernt ist, desto älter ist sie - und desto mehr kann sie über die Kindheit unseres Weltalls berichten. Aber ferne Sternensysteme sind nicht immer leicht zu sehen, es kommt da sehr auf die richtige Wellenlänge an. Bilder von einem Infrarot-Teleskop erzählen nun Geschichten aus der Vergangenheit, die mit heutzutage gängigen Vorstellungen nicht überein stimmen. Denn demnach haben sich Galaxien schon sehr viel früher zu Gruppen zusammengefunden als bisher angenommen.
Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich mehr als 80 Prozent aller jemals entstandenen Sterne erst in der zweiten Lebenshälfte des Universums, also in den letzten sieben bis acht Milliarden Jahren, zu Galaxien zusammengefunden haben.

Allerdings äußern immer mehr Forscher Zweifel an dieser Vorstellung. Denn es gibt inzwischen beobachtbare Hinweise dafür, dass optische Teleskope eine ganze Reihe der Galaxien, die sich in den ersten drei Milliarden Jahren des Universums formten, schlicht und einfach nicht sehen. Teilweise versperrt ihnen Staub die Sicht. Andere, weit entfernte Sternsysteme entgehen den Astronomen, weil die Sternbildung in ihnen abgeschlossen ist und das Licht, das sie aussenden, vor allem im roten und infraroten Bereich liegt. Dafür ist ihr Alter verantwortlich: Junge Galaxien beinhalten heiße und blaue Sterne, während ihre älteren Kollegen viele kühlere und rote Sterne beherbergen. Die hohen kosmischen Geschwindigkeiten dieser Galaxien unterstützen den Effekt noch, indem ihr Licht eine Rotverschiebung hin zu größeren Wellenlängen, das heißt ins nahe Infrarot, erfährt.

Also begannen Forscher, auch mit Infrarotteleskopen in die Tiefen des Weltalls zu spähen. Unter anderem benutzen sie dafür die Infrared Spectrometer And Array Camera (ISAAC), die auf ANTU, dem ersten von vier Very Large Telescopes des Paranal Observatory befestigt ist. Das Teleskop ist mit seinem Spiegeldurchmesser von 8,2 Metern in der Lage, Strahlen mit Wellenlängen von ein bis zwei Mikrometern und sogar von mehr als 10 Mikrometern bis hin in den Millimeter-Bereich aufzunehmen. Die Leistungsfähigkeit der bisherigen 4-Meter-Teleskope reichte dafür nicht aus.

Die Forscher richteten ihren Blick auf das so genannte AXAF Deep Field, das auch das Röntgenteleskop Chandra noch genauer unter die Lupe nehmen wird. Diese Himmelsregion ist bemerkenswert arm an hellen Sternen. Da sich zudem in dieser Richtung in der Milchstraße nur wenig Staub befindet, bietet sich den Wissenschaftlern ein recht ungetrübter Blick in die Tiefen des Universums.

Und die ersten Daten lieferten auch gleich interessante Neuigkeiten. Sie zeigen nämlich, dass es schon vor vier Milliarden Jahren, als das Universum noch in den Kinderschuhen steckte, ziemlich weit entwickelte Galaxien gab. Das ist sehr interessant für die Vorstellungen, wie sich Materie im frühen Universum verdichtete und die ersten Galaxien und Sterne entstanden. Denn während von Galaxien, die sich in der Nähe entwickelten, bekannt ist, dass sie sich oft zu Gruppen zusammenlagern, wissen Astronomen bisher noch sehr wenig darüber, wie sich solche Objekte in den frühen Phasen des Kosmos verteilten.

Die Forscher erhoffen sich von ISAAC tiefe Einblicke in weit entfernte Galaxien und damit in die Vergangenheit unseres Universums. Sie können nun auch für stark verschleierte Galaxien, die für optische Teleskope nicht sichtbar sind, die durchschnittliche Geschwindigkeit der Sternenbildung und die gesamte stellare Masse bestimmen. Und zusammen mit den Daten von Chandra und Aufnahmen im Wellenlängenbereich des sichtbaren Lichts erwarten sie neue Einblicke in die nukleare Aktivität in Zentrum von sternenbildenden Galaxien sowie zu den besonderen Effekten von schwarzen Löchern.

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